„Harte“ Biker spenden Albert-Schweitzer-Kinderdorf
Scheckübergabe mit Gedröhn
Schwere Maschinen, blitzendes Chrom, lautes Gedröhn: Eine internationale Motorradcrew stoppte jetzt vor dem Albert-Schweitzer-Kinderdorf in Gatow. Die „Eisenhunde“ hatten eine Spende im Gepäck.
Samstagvormittag am Weiten Blick. Kaffeetassen klappern, Kinder lachen. Sonst aber herrscht gespannte Stille im Kinderdorf Gatow. Plötzlich zieht ein kraftvolles Brummen die Straße hinauf. Schwere Maschinen rollen vor, 67 an der Zahl. Die Kinder eilen nach draußen und schauen neugierig, manche etwas schüchtern auf die Männer in der schwarzen Lederkluft. Die Besucher haben sich angekündigt. Die Kinder wissen auch, dass Motorradfahrer kommen. Aber so viele? Und dann die großen Maschinen. Rocket III der britischen Marke Triumph, 370 Kilo Schwermetall mit 2,3 Litern Hubraum. Das ist der größte Motorradmotor, der weltweit je in Serie gebaut wurde. Er dröhnt wie ein schwerer Schiffsdiesel. Die Kids halten sich respektvoll zurück.
Nach der herzlichen Begrüßung aber sind die Mädchen und Jungen nicht mehr zu halten. Sie wollen aufsitzen und eine Runde drehen. Auch in einem Beiwagen dürfen sie mitfahren und ein Motorrad mit eingebauter Drehorgel bestaunen.
1000 Euro fürs Kinderdorf
Doch die Männer und einzelnen Frauen, auf deren Kutten „Eisenhunde“ steht, sind nicht nur deshalb gekommen. Im Gepäck haben sie einen XXL-Scheck über 1000 Euro dabei. Den übergibt Erich Hensler an Silvia Haßmann-Vey. Er ist der Präsident des internationalen Motorradclubs, sie die pädagogische Geschäftsführerin des Albert-Schweitzer-Kinderdorfs in Gatow. „Vielen Dank“, sagt Silvia Haßmann-Vey. „Die Spende ist sehr willkommen.“ Wofür sie denn ausgegeben wird, will Erich Hensler wissen. „Oh, da gibt es viele besondere Wünsche. Für ein Baumhaus zum Beispiel. Für Musikinstrumente oder für ein Netz über dem Fußballplatz. Darüber stimmen wir noch ab.“
Aktuell leben im Kinderdorf fünf Familien mit sechs Kindern und Jugendlichen, die hier gut betreut in familienähnlichen Verhältnissen aufwachsen. Ein Haus steht noch leer. „Wer als Erzieher Interesse hat, bei uns zu arbeiten, kann sich gern melden“, sagt Silvia Haßmann-Vey, die sich für den Besuch selbst ein Kutte übergezogen hat. „Mein Mann fährt Motorrad“, verrät sie.
„Es gibt nichts Gutes,
außer man tut es.“
Die „Eisenhunde“, die heute auf dem Weg zu einem Treffen in der Old Texas Town in Spandau den Zwischenstopp in Gatow eingelegt haben, kommen aus allen Berufsgruppen und fünf Nationen: Deutschland, Österreich, England, Schweden und Frankreich. Der Älteste unter ihnen, Henning mit der Drehorgel, ist 79 Jahre alt. „Wir sehen vielleicht hart aus, haben aber alle einen weichen Kern“, sagt Erich Hensler (60). Und ein Herz für Kinder. Einige der Mitglieder sind selbst in einem Kinderdorf aufgewachsen. „Wir wollen jenen etwas Gutes tun, die es brauchen“, sagt Hensler, der selbst zwei Kinder hat. Uns geht es gut, davon geben wir gern etwas ab.“ Nicht umsonst lautet das Motto der Biker: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Spaß ist natürlich auch dabei. Egal, ob bei Spendenübergaben, bei den Jahrestreffen oder Touren ins Ausland.
Mittlerweile ist eine gute Stunde um. Das letzte Kind steigt strahlend vom Sitzpolster. Die Biker sagen Tschüss und rollen dann geordnet mit kraftvollem Gedröhn davon.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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