Sorge um Zauneidechsen
Nabu klagt gegen Friedhofserweiterung in Gatow
Der Landschaftsfriedhof Gatow soll erweitert werden. Dazu fanden zuletzt Erdarbeiten statt, die am 22. Februar vorerst gestoppt worden sind. Grund dafür ist eine Klage des Naturschutzbundes (NABU).
Bereits in den vergangenen Wochen hatte der NABU zusammen mit anderen Umweltverbänden gegen die Bauaktivitäten auf dem Friedhof mobil gemacht. Auf der Erweiterungsfläche ist mit Zauneidechsen im Winterschlaf zu rechnen. Durch die Arbeiten werden die Tiere getötet. Mutwilliges Töten von Zauneidechsen ist in Deutschland eine strafbare Handlung. Nur durch eine behördliche Ausnahmegenehmigung kann das Verbot aufgehoben werden. Sie wurde von der Senatsumweltverwaltung erteilt, weil der Bezirk Spandau eine dringende Erweiterung wegen sonst nicht mehr vorhandener Grabflächen geltend gemacht hat.
Seit 1988 ist der Landschaftsfriedhof Gatow einer der wenigen Orte in Berlin für muslimische Bestattungen. Der Bezirk erfülle hier eine Aufgabe für die gesamte Stadt, erklärte Baustadtrat Thorsten Schatz (CDU). Schon seine Vorgänger hätten darauf hingewiesen, dass der Friedhof dringend erweitert und die Arbeiten vom Land finanziell unterfüttert werden müssten. Die Bestandsflächen auf dem Landschaftsfriedhof seien Ende März voll. Den Schutz der Zauneidechsen halte auch er für sehr wichtig. Aber noch wichtiger sei für ihn die würdevolle Bestattung von Menschen.
Der klagende NABU hat grundsätzlich auch nichts gegen eine Erweiterung. Aber nicht zu diesem Zeitpunkt. Aus Sicht des Naturschutzbundes wäre genügend Zeit für eine frühere Einigung gewesen und die Eidechsen hätten aus dem Gebiet entfernt werden können. „Man hätte sie nur aufsammeln müssen.“ Aktuell gehe das aber nicht, denn die Tiere hätten sich für ihren Winterschaf eingegraben. Mit der Klage soll vor allem eine aktuelle Erweiterung verhindert werden. In etwa drei Monaten, wenn die Eidechsen wieder erwacht seien, könnte sie stattfinden. Der Hinweis auf bis dahin fehlende Grabflächen wird mit dem Verweis gekontert, auf dem Emmaus-Friedhof in Neukölln werde Anfang März ein neues Feld für 500 muslimische Grabstätten eröffnet.
Sollte die Klage eine aufschiebende Wirkung entfalten, würde dies womöglich dazu führen, dass der Friedhof für mindestens ein bis zwei Jahre nicht erweitert werden kann, denn so lange werde die Dauer eines Gerichtsverfahrens geschätzt, übermittelte Thorsten Schatz. Das würde zu einer „katastrophalen Notlage im Land Berlin führen“. Er führe deshalb Gespräche mit dem NABU, um die Klage abzuwenden und zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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