Schlaflose Nächte
Ein Kirchenbau mit Herausforderungen

Wird bald 50 Jahre alt: die Dreieinigkeitskirche. | Foto: Schilp
  • Wird bald 50 Jahre alt: die Dreieinigkeitskirche.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Der theologische Gedanke von Vater, Sohn und Heiligem Geist drückt sich nicht nur im Namen, sondern auch in der Architektur aus: Die evangelische Dreieinigkeitskirche hat drei Spitzen und ist ein echter Blickfang. Am Sonntag, 24. Februar, lädt der Verein Freunde Neuköllns zu einer kostenlosen Führung durch das Gotteshaus an der Lipschitzallee 7 ein.

Der Architekt Reinhold Barwich hat es Ende der Sechzigerjahre entworfen. Damals sei es „ein bisschen gewagt“ gewesen, eine „richtige Kirche“ zu bauen, erinnerte er sich später. Denn zu jener Zeit begannen die christlichen Gemeinschaften, einen starken Schwerpunkt auf ihre soziale Arbeit zu legen – und ließen fast nur noch Gemeindezentren errichten. Als reiner Sakralbau war aber auch die Dreieinigkeitskirche nicht geplant. Nicht zufällig erinnert das Innere mit seinen sechs Emporen an ein Theater, denn hier sollten nicht nur Gottesdienste, sondern ganz unterschiedliche kulturelle Veranstaltungen stattfinden.

Damals unüblich

Die Konstruktion des Gebäudes war herausfordernd: An den drei spitz zulaufenden Außenwänden musste die Stahlnetzkonstruktion des Daches aufgehängt werden. „Es gab kritische Situationen, ich hatte schlaflose Nächte“, notierte Barwich. Auch die ausführende Firma Steffens und Nölle habe kräftig Lehrgeld bezahlt. Einige ihrer Erfahrungen seien aber immerhin wenig später den Planern des Olympiadaches in München zugutegekommen.

Ein weiteres Problem war die Beschaffenheit der Dachhaut. Barwich wollte Kupfer. Das wurde jedoch abgelehnt – zu teuer. Nach langem Hin und Her fiel seine Wahl auf grüne Bitumen-Schindeln. Die waren in den USA gang und gäbe, hierzulande aber noch unüblich. Die Berliner Dachdecker hatten keine Erfahrung mit den Schindeln und scheuten das Risiko. Doch Barwich hatte Glück: „Der Meister der Firma heiratete und machte eine Hochzeitsreise nach Amerika. Als er zurückkehrte, brannte er darauf, mit diesem Material zu arbeiten“, schreibt er.

Ein Haus, das alle einlädt

So konnte die Kirche 1971 eingeweiht werden. Ein Vierteljahrhundert später entstand die Idee zum heutigen „Zentrum Dreieinigkeit“: Die auf dem Gelände ansässige Gemeinde, die Kita und die diakonische Einrichtung wollten enger zusammenarbeiten. Es folgten innenarchitektonische Umbauten, um die Räume gemeinsam nutzen zu können.

Gleichzeitig wurde auch etwas für Menschen mit Behinderung getan: So gibt es Hörschleifen in der Kirche, Informationen in einfacher Sprache oder über Piktogramme, ein barrierefreies Leitsystem und Beschilderungen in Brailleschrift.

Bei der Veranstaltung am 24. Februar können die Besucher darüber und über alle anderen Fragen rund um die Kirche mit Pfarrerin Nora Rämer sprechen. Eine außergewöhnliche Führerin – sie ist blind. Treffpunkt zum rund zweistündigen Rundgang ist um 15 Uhr vor der Kirche. Informationen gibt es unter bertilwewer@gmx.de oder ¿682 78 27.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

30 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 403× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.010× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 610× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.