Keine Kirche geplant: Erinnerung an Martin-Luther-King
Die Martin-Luther-King-Kirche feiert in diesen Tagen ihren 50. Geburtstag. Das Erstaunliche: Ein Gotteshaus war ursprünglich in der Gropiusstadt gar nicht vorgesehen.
Zugegeben, Walter Gropius hatte, als er Ende der 1950er-Jahre mit der Planung begann, eine kleinere Siedlung im Sinn, mit 14 500 Wohnungen und nur wenigen echten Hochhäusern. Doch dann kam 1961 der Mauerbau. Damit zerschlugen sich alle Hoffnungen auf eine wiedervereinte Stadt und eine Ausdehnung ins Umland. Es musste also dichter gebaut werden, 19 000 Wohneinheiten entstanden.
Die wurden nach und nach bezogen. Unter den Neuankömmlingen waren nicht wenige Christen, doch ein Treffpunkt fehlte. Also errichteten sie 1964 eine Baracke auf dem heutigen Grundstück. Wenig später erhielten sie es von der Kirchengemeinde Alt-Buckow geschenkt. So konnte im Jahr 1966 der Grundstein für das Gotteshaus der „Evangelischen Kirchengemeinde der Großraumsiedlung Berlin Britz-Buckow-Rudow“ (BBR), wie die Gropiusstadt damals genannt wurde, gelegt werden. Doch wie sollte die Kirche heißen, deren Einweihung am 28. April 1968 anstand?
„Wenige Wochen zuvor hatte sich die Gemeinde noch nicht auf einen Namen einigen können. Da wurde am 4. April bekannt, dass der schwarze Pfarrer und Bürgerrechtler Martin Luther King in Memphis einem Attentat zum Opfer gefallen ist“, erklärt Andreas Schiel, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde in der Gropiusstadt. Und Martin Luther King war den Berlinern in frischer und guter Erinnerung. Im September 1964 hatte er die Stadt besucht und eine Rede in der Waldbühne gehalten. Außerdem war er auch nach Ost-Berlin gereist, um in der Marien- und der Sophienkirche zu predigen. „Dieser Besuch hatte einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Als die Nachricht von Kings Ermordung bekannt wurde, stand deshalb für die Gemeinde der Name der neuen Kirche fest“, so Schiel. Im Jahr 1999 wurde auch der Weg, an der das Gotteshaus und andere Einrichtungen der Gemeinde liegen, nach dem US-Bürgerrechtler benannt.
Aus Anlass des Kirchenjubiläums und im Gedenken an Martin Luther King wird es an den kommenden drei Sonntagen Veranstaltungen geben. Am 15. April, 17 Uhr, steht eine „King-Soireé“ mit Musik und Texten auf dem Programm. Eine Woche später lädt die Gemeinde um 11 Uhr zu einem Festgottesdienst ein. Am 4. Mai um 19 Uhr kommen Zeitzeugen zum Gespräch in den Gemeindesaal. Außerdem werden Filme über die Entstehung der Gemeinde sowie ihrer Gebäude gezeigt und eine Fotoausstellung eröffnet.
Schließlich mischen auch Schüler der Walter-Gropius-Schule mit: Dienstag, 17. April, um 13.30 Uhr pflanzen sie einen Apfelbaum und reden über ihre Träume – in Anlehnung an Martin Luther Kings berühmteste Rede „I have a dream“, die er 1963 beim „Marsch auf Washington für Arbeit und Freiheit“ vor mehr als einer Viertelmillion Menschen hielt.
Das komplette Festprogramm ist unter www.kirche-gropiusstadt.de zu finden.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.