„Neuköllner Kinder sind nicht dümmer“
Neukölln. Vor drei Jahren wurde Fritz Felgentreu als Neuköllner SPD-Direktkandidat in den Bundestag gewählt. Dort arbeitet er vor allem dafür, dass mehr Geld vom Bund in die Bildungsinfrastruktur fließt, um Kinder aus schwierigen Kiezen besser zu fördern.
Zurückhaltung im Kontakt mit den Bürgern kann man Fritz Felgentreu nicht nachsagen. Bei Abgeordnetenwatch.de, einer Internetplattform, die öffentliche Bürgeranfragen an Abgeordnete im Bundesparlament ermöglicht, landete er ganz vorne. Überhaupt hat er gern Kontakt zu Bürgern, in seiner Stammtischrunde oder in Diskussionsrunden. In seine Sprechstunden kommen regelmäßig Neuköllner. Häufig, weil sie Probleme mit ihrer Wohnsituation oder mit Behörden haben. „Ich kann nicht immer helfen“ gibt Felgentreu bei einem Pressegespräch in seinem Wahlkreisbüro am Lipschitzplatz zu.
Im Bundestag, wo er dem Verteidigungs- und im Familienausschuss angehört, liegt dem SPD-Politiker vor allem ein Thema am Herzen: die Stärkung der Bildungsinfrastruktur. „In Zehlendorf machen 53 Prozent aller Kinder das Abitur, in Neukölln nur 25 Prozent. Diese Kinder sind aber nicht dümmer. Sie haben nur eine schlechtere Förderung“, meint Felgentreu. Mehr Geld müsse deshalb in Institutionen wie Kitas und Schulen investiert werden. „Dort erreicht es die Menschen gerechter und effektiver, insbesondere in schwierigen Kiezen, wo Familien nicht optimal darauf vorbereitet sind, ihre Kinder zu fördern.“ Das Betreuungsgeld und eine pauschale Kindergelderhöhung lehnte Felgentreu deshalb im Bundestag ab, einen Kinderzuschlag befürwortete er. Auf Antrag erhalten nun seit Juli einkommensschwache Familien, die ein eigenes Einkommen haben, bis zu 170 Euro monatlich vom Staat.
„Sinn der Sache ist es, diese Familien aus dem Hartz-IV-Bezug herauszuhalten“, erklärt Felgentreu. Die für Familien beste Unterstützung, vor allem in Bezirken wie Neukölln, sei die Kostenfreiheit des Kitabesuchs, des Kita- und Schulessens sowie der Hortbetreuung. „Gern würden wir auch ein Kita-Qualitätsgesetz machen, das Mindeststandards vorschreibt, wie beispielsweise einen Betreuungsschlüssel von einem Erzieher für acht Kinder. Die SPD geführten Länder wollen dieses Gesetz, aber die Länder blockieren es, weil es sie Geld kostet“, meint Felgentreu. Früher oder später werde es dennoch kommen. Dafür will er sich weiterhin im Bundestag einsetzen. SB
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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