Selbsthilfe- und Stadtteilzentrum wird 30 Jahre alt
Vor 30 Jahren war es die erste Selbsthilfekontaktstelle in Berlin. Am 1. April 1983 wurde die Beratungsstelle im Gesundheitszentrum eröffnet. "Die Ärzte aus dem Gesundheitszentrum wollte eine ambulante Versorgung für ihre Patienten", erinnert Carmen Schmidt an die Anfänge. Krebs, Osteoporose und Depressionen waren damals die Krankheiten, die in den Selbsthilfegruppen behandelt wurden. "Gerade die Depressionen haben in den vergangenen Jahren zugenommen", erklärt Carmen Schmidt, "wir eröffnen demnächst die sechste Selbsthilfegruppe." Das Zentrum im Ärztehaus reichte bald nicht mehr aus, um die vielen Besucher zu betreuen. So machte sich die damalige Leiterin und Gründerin Regina Feuerhorst auf die Suche nach neuen Räumen. Sie fand das alte Waschhaus in der Lipschitzallee 80. Es wurde zur Sozialstation umgebaut. "Früher trafen sich die Frauen dort um gemeinsam Wäsche zu waschen, nun kamen sie zu Gesprächskreisen zusammen", erzählt Carmen Schmidt. Damit wurde eine Idee von Walter Gropius weiterentwickelt, gemeinsame Treffpunkte und soziale Räume in solchen Wohnanlagen zu schaffen.
Am 1. April 1994 wurde das Stadtteilzentrum in der Lipschitzallee 80 schließlich in dem neuen Blockhaus auf dem Hof eröffnet. "Damals hatte die Stadt Berlin noch Geld, um solche Selbsthilfezentren aufzubauen und zu finanzieren", sagte Carmen Schmidt. Sie betreut heute gemeinsam mit einer zweiten Sozialpädagogin, Antje Kleibs, die vielen Gruppen in der Beratungsstelle. Früher gab es 24 solcher Selbsthilfezentren, heute sind es weniger. Jeder Bezirk hat nur noch eine Stelle. "Wir sind das Selbsthilfezentrum für ganz Neukölln mit drei Standorten."
Auch der Standort in der Lipschitzallee war bald zu klein, so wurde das Waschhaus im Löwensteinring 13 A ebenfalls umgebaut. Zurzeit treffen sich 60 Selbsthilfegruppen, "es geht von der Alkoholerkrankung über Krebs bis hin zur Diabetes." Aber es geht nicht immer nur um Krankheiten. "Wir haben hier auch sehr aktive Freizeitgruppen", erklärt Carmen Schmidt. Dazu gehören eine Wandergruppe, eine Radfahrergruppe, ein Chor und die Malgruppe. Etwas Besonderes ist der Tauschring Neukölln-Süd. "Der Tauschring hat eine eigene Währung erfunden - den ,Lippi." Damit werden Leistungen von Anwohnern für Anwohner verrechnet. Das reicht vom Hund Gassi führen bis zur Hilfe beim Umzug und beim Renovieren der Wohnung.
In den 30 Jahren ist das Stadtteilzentrum zu einem richtigen Treffpunkt geworden. Carmen Schmidt rechnet zusammen, dass rund 3400 Besucher pro Woche in die Einrichtung kommen. "Wir bieten mehr als nur die Selbsthilfegruppen. Es gibt Vorträge, Kurse und Workshops." Zu den Gesundheitsthemen halten Ärzte und Apotheker regelmäßig Vorträge.
Zum Jubiläum am 1. September wird das neue Jahresprogramm vorgestellt, der Chor - der sonst nicht öffentlich auftritt - wird ein Ständchen bringen und die vielen Gruppen werden sich in der Öffentlichkeit vorstellen.
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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