Süd-Neuköllner haben vor zehn Jahren einen Tauschring gegründet
Seit drei Jahren ist die Steuererklärung für Heidi Schombara überhaupt kein Problem mehr. Denn seitdem die 64-jährige Sachbearbeiterin Mitglied beim Tauschring Neukölln Süd ist, kann sie die Hilfe ihrer Vereinskameradin Petra Sachse in Anspruch nehmen. Die ebenfalls 64-Jährige ist Buchhalterin und kennt sich gut in der Materie aus.
Heidi Schombara zahlt keinen Cent für die Unterstützung. Einzige Bedingung ist die Mitgliedschaft im Verein, vor zehn Jahren gegründet wurde. Die rund 40 Vereinsmitglieder geben bei ihrem Eintritt an, welche Dienste sie anbieten können. Das sind die unterschiedlichsten Dinge: Klavierunterricht, handwerkliche Arbeiten, Fahrdienst, Gärtnern, Einkäufe erledigen oder Blumengießen. "Besonders gefragt ist unser Computerfachmann", erzählt Petra Sachse. Auch Ungewöhnliches wird angeboten, wie seelsorgerische Gespräche oder Fußreflexzonenmassagen. "Jeder kann irgendetwas geben, das der andere ab und zu brauchen kann. Damit wir unsere Palette noch erweitern können, wäre es schön, wenn sich weitere Nachbarn aus dem Neuköllner Süden finden, die mitmachen wollen", sagt Heidi Schombara, die vor einem Jahr gemeinsam mit Petra Sachse die Leitung des Vereins übernommen hat.
Die Verrechnung des geldlosen Ringtausches funktioniert mithilfe eines Zeitguthaben-Kontos, dessen Währung der "Lippi" ist. Pro Lippi wird jeweils eine Viertelstunde getauscht. Der Preis für eine erbrachte Leistung wird von beiden Tauschpartnern ausgehandelt.
Pro Jahr zahlt jedes Mitglied zwölf Lippis auf sein Konto ein. Das Prinzip des nachbarschaftlichen Tauschens von Dienstleistungen, das von der Balance zwischen Geben und Nehmen lebt, bringt die Menschen auch näher zusammen. So unternehmen die Vereinsmitglieder ab und zu Ausflüge, die von den Beiträgen in Höhe von einem Euro monatlich finanziert werden. Nebenbei unterstützt der Verein soziale Projekte und Organisationen mit Spenden.
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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