Die Bagger arbeiten im Untergrund
Baustart für Seniorenresidenz an der Regattastraße
Am 14. November haben die Tiefbauarbeiten für eine Seniorenresidenz auf dem historischen Areal von Gesellschaftshaus und Riviera in der Regattastraße begonnen. Brandstiftung und Denkmalschutzprobleme hinterlassen allerdings einen faden Beigeschmack.
Mit der Uferidylle ist erstmal Schluss. Riesige Gruben klaffen zwischen Baggern und Baumaterial, lassen dicke Rohre hervortreten und keinen Zweifel aufkommen, dass der Bau der Seniorenresidenz nun endgültig begonnen hat.
In einer Pressemitteilung verkündet denn auch Vorstandsvorsitzender der Terragon AG, Michael Held, den Beginn der Tiefbauarbeiten des 90 Millionen Euro schweren Projekts. „Während die Bevölkerung Berlins in allen Altersgruppen wächst und damit der Bedarf an Seniorenwohnen steigt, ist insbesondere der Südosten der Stadt mit Einrichtungen des Senioren-Servicewohnens unterversorgt. Diese Versorgungslücke werden wir schließen und so eine Win-win-Situation schaffen: Die Stadt Berlin profitiert von einer besseren Versorgung älterer Menschen, die Nachbarschaft vom Erhalt einer architektonischen Perle und die zukünftigen Bewohner erhalten ein neues Zuhause mit Komfort, Sicherheit und umfassenden Betreuungsangeboten“, heißt es.
Nach einer Win-win-Situation sah es allerdings zuerst nicht aus. Zwar hatte das Bezirksamt am 6. Februar dem Investor eine Genehmigung für den Umbau des Gesellschaftshauses in eine Seniorenresidenz erteilt, aber mit der Auflage, das historische Gebäude in seiner stadtbildprägenden Gestalt und mit seinen wesentlichen Ausstattungselementen zu erhalten. Anfang Juli sollten die Bauarbeiten beginnen. Doch am 16. Juli brach in den frühen Morgenstunden ein Brand im Gesellschaftshaus aus, bei dem Teile des denkmalgeschützten Objekts zerstört wurden.
Daraufhin hatte das Bezirksamt die denkmalrechtliche Genehmigung für den Rückbau der von dem Brand betroffenen Teile im Einvernehmen mit dem Landesdenkmalamt erteilt. Stadtbaurat Rainer Hölmer (SPD) dazu auf Anfrage: "Der Teilrückbau war zur Gefahrenabwehr und zur Vermeidung eines unkontrollierten Einsturzes der verbliebenen Gebäudeteile unvermeidlich. Die Bauherren hatten den Wiederaufbau bereits mit den Antragsunterlagen zugesichert. Die denkmalrechtliche Genehmigung erging dementsprechend mit der Auflage, dass die rückgebauten Bauteile im Zuge der Bauausführung gemäß den Plänen der im Februar erteilten Baugenehmigung wiederherzustellen sind".
Am Tag des Rückbaus beobachteten Bürger allerding, dass der Abriss viel zu weit ging und verständigten Behörden und Polizei. Im Nachinein begründetet die Bauleitung den Schritt mit der technischen Notwendigkeit. "Den Abbruch fortzuführen, ohne die Untere Denkmalschutzbehörde in die Entscheidung einzubinden, war grundsätzlich nicht korrekt. Dies wurde gegenüber den Bauherren eindeutig kommuniziert", so Stadtrat Hölmer. Nach einer anschließenden Überprüfung der Bauaufsicht und der Unteren Denkmalschutzbehörde wurde die Entscheidung der Bauleitung, mehr Mauerwerk als genehmigt abzureißen, mit dem Hinweis auf Einsturzgefahr jedoch gebilligt. Der Abrissmaßnahmen sind somit für den Bezirk "nachträglich genehmigungsfähig" und stellen nur einen formalen Verstoß gegen das Denkmalschutzgesetz dar. Die Untere Denkmalschutzbehörde sieht von der Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens ab.
Schuldige am Brand konnten übrigens bislang noch nicht ermittelt werden. Die Fertigstellung der Seniorenresidenz ist für Ende 2021 geplant.
Autor:Lukas Rameil aus Alt-Treptow |
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