Verhärtete Fronten
Eigentümer weist Vorwürfe zum Verfall des Funkhauses Grünau von sich
Das Funkhaus Grünau an der Regattastraße 277 hat in den vergangenen Wochen die Emotionen hochkochen lassen. Der Verein „Zukunft in Grünau“ und der SPD-Abgeordnete Robert Schaddach, der dem Verein vorsteht, machen dem Eigentümer schwere Vorwürfe. Im Gespräch mit der Berliner Woche stellt dieser die Angelegenheit jedoch ganz anders dar.
Fest steht, dass das Funkhaus schon bessere Tage gesehen hat. Von 1947 bis 1956 wurde das Objekt vom staatlichen Rundfunk der Sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR genutzt. Bei einer Versteigerung 2008 ging der denkmalgeschützte Gebäudekomplex für 655 000 Euro an eine Hamburger Vermögensverwaltungsgesellschaft. Seitdem ist, so wirkt es zumindest von außen, nicht mehr viel geschehen.
Das Funkhaus steht seit Langem leer. Die Fassade ist von Graffitis beschmiert. Im Keller steht oft das Wasser. „Durch die zerbrochenen Fenster fliegen Tauben ein und aus, und überall in und auf der denkmalgeschützten Ziegelstein-Fassade haben sich Unkraut und Pflanzen eingenistet – mit zerstörerischer Wirkung auf die Bausubstanz“, schreibt der Verein „Zukunft in Grünau“, der bereits die Einleitung eines Enteignungsverfahrens angeregt hat. Der äußere Anblick sei erbarmungswürdig.
"Wir haben Konzepte"
„Ich finde das in der Sache schon erschreckend“, sagt auch Robert Schaddach. Der SPD-Abgeordnete will den Verfall historischer Gebäude in Grünau stoppen, die einst den Ortsteil geprägt haben. Er vergleicht das Funkhaus mit dem früheren Ausflugsrestaurant Riviera an der Regattastraße 167, das ebenfalls versteigert wurde und dann viele Jahre verfiel. Schaddach wollte den Eigentümer des Funkhauses unter Druck setzen. Es wurde sogar ein Banner mit dessen privater Handynummer angefertigt und vor Ort an einem Zaun befestigt. Der darauf benannte Thomas Matzen wehrte sich dagegen mit einem Anwalt. Ein solches Vorgehen habe er noch nicht erlebt, zudem sei er gar nicht der Eigentümer, erklärte er in einem Telefonat.
Grundbesitzer ist demnach die „Laho Landart GmbH“ mit Sitz in Hamburg. In deren Auftrag kümmert sich Paul Hahnert von der Verwaltungsgesellschaft „EHP Erste Hanseatische Projektmanagement GmbH“ um das Areal. „Wir wollen das Grundstück entwickeln und haben Konzepte, die wir nur in Einklang mit dem Bebauungsplan bekommen müssen“, versichert er. Festgeschrieben ist, dass das Gelände für den Wassersport genutzt werden muss. Das Korsett für eine Genehmigungsfähigkeit sei deshalb sehr eng. Er stehe im regen Austausch mit dem Bezirksamt. Einmal jährlich gibt es eine Besichtigung zusammen mit der Unteren Denkmalschutzbehörde, wobei Sicherheit und Substanz des Gebäudes geprüft werden.
Kein Interesse am Dialog?
Hahnert berichtet, dass das Funkhaus längere Zeit von Künstlern bewohnt gewesen sei. Diese hätten sogar einen Tresen eingebaut. Eine illegale Partyszene habe sich zwischenzeitlich entwickelt. Im vergangenen Jahr sei das Gebäude für viel Geld freigeräumt worden. 28 Container voll mit Möbeln, Autoreifen und anderen Hinterlassenschaften seien dabei abtransportiert worden. Auch diese Vorfälle hätten dem Zustand des Gebäudes zugesetzt. Er sei immer bereit, über das Projekt zu sprechen, betont Hahnert. Seine vorgeschlagenen Gesprächstermine mit dem Grünauer Verein seien jedoch bislang immer abgelehnt worden. Er habe daher das Gefühl, dass von dieser Seite aus gar kein Interesse an einem Dialog bestehe. Wenn stattdessen Banner angefertigt oder sogar Kameras installiert werden, sei das für ihn einfach nur Schikane.
Für die Entwicklung des Grundstücks gibt es laut Hahnert einen internen Zeitplan, den er öffentlich aber nicht kommunizieren möchte. Er sei derzeit auf der Suche nach einem interessierten Mieter und werde dafür vorn am Haus ein Schild mit den Kontaktdaten anbringen lassen.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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