Ruine am Dahmeufer verschwindet nach langem Leerstand

Foto: Drescher

Grünau. Und wieder ist eines der historischen Bootshäuser von Grünau Geschichte. Wenn diese Zeilen erscheinen, sollen an der Dahmestraße in Grünau bereits die Abrissbagger mit der Arbeit begonnen haben.

Werner Philipp (81) der Begründer des Grünauer Wassersportmuseums, zeigt eine erst kürzlich erworbene Ansichtskarte. Darauf zu sehen ist "Berghoffs Wassersporthaus", so hieß die 1907 für den jüdischen Ruderverein Undine errichtete Villa nach der Arisierung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1938. Nach dem Krieg wurde das Gebäude unter anderem als Kindergarten genutzt, ab 1996 stand das Haus leer. Seit einer Brandstiftung 2003 war von der einstigen Gründerzeitvilla nur noch eine Ruine geblieben.

"Mit dem Bootshaus Undine verschwindet wieder ein Stück des Grünauer Wassersports. Vor 100 Jahren war unser Ort Weltzentrum des Wassersports, davon bleibt immer weniger erhalten", ärgert sich Werner Philipp. Der hat sich als langjähriger Leiter des Wassersportmuseums mit den Geschichten der örtlichen Bootshäuser befasst. Von denen sind immer mehr verschwunden, haben oft für hochpreisige, weil am Wasser liegende Wohnanlagen, Platz gemacht. Verschwunden sind auf diese Weise unter anderem das Bootshaus Turbine, die Bootswerft Schneider, das Wassersportheim, welches einmal Platz für 600 Boote von Privatpersonen und kleinen Vereinen bot.

Um das Bootshaus Undine zu retten, hatte Philipp bereits zu DDR-Zeiten Kontakt zur Jüdischen Gemeinde von Ostberlin aufgenommen, später auch zur Jewish Claims Conference und zum Jüdischen Museum, ohne Erfolg. Ende der neunziger Jahre gab es noch Pläne, die Undine-Villa zu erhalten und in ihr Eigentumswohnungen zu errichten. Da sie nicht unter Denkmalschutz steht und es daher keine Steuersparmodelle gab, wurden die schnell wieder verworfen. Wenn das gut 100 Jahre alte Haus verschwunden ist, rücken die Bauleute an. Ein dänischer Architekt plant den Bau eines mehrstöckigen, vermutlich gesichtslosen Appartementhauses.

"Die alten Bootshäuser abzureißen und an ihrer Stelle teure Wohnungen zu bauen, ist kein vernünftiges Konzept für Grünau. Die örtlichen Tourismusverantwortlichen sollten sich mehr einbringen, um den wassersportlichen Charakter von Grünau zu erhalten", meint Werner Philipp.

Auch bei einem anderen bekannten Sorgenkind vor Ort, den beiden Gaststätten "Riviera" und "Gesellschaftshaus", gibt es keine wirkliche Lösung. Die vom Bezirk geplante Winterfestmachung im Rahmen einer Ersatzvornahme wird weiter vom Eigentümer hintertrieben. Dessen Anwalt hat sich jetzt sogar in einem Brief an Bürgermeister Oliver Igel über angebliche Schikanen des Bezirk gegen seinen Mandanten beklagt.

Mehr zum Bootshaus Undine und zur Geschichte des Grünauer Wassersports erfahren Sie im Wassersportmuseum, Regattastraße 191. Dort ist noch am 11. und 18. Oktober jeweils von 13 bis 18 Uhr geöffnet.

Ralf Drescher / RD
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 494× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 783× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 757× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.150× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.