Der Wald als illegale Müllkippe
Rund 100 Kubikmeter Bauabfall im Jagen 72 entdeckt
Mit steigenden Entsorgungskosten für Bauabfälle steigt der kriminelle Drang, die Kosten dafür der Allgemeinheit aufzudrücken. Im Grünauer Forst wurden an einem Tag rund 100 Kubikmeter Abfälle entsorgt.
Revierförsterin Ulrike Lucas ist der Ärger deutlich anzusehen. Sie steht im Jagen 72, an einem Verbindungsweg zwischen der Gaststätte „Hanffs Ruh“ und dem Adlergestell. Neben ihr: riesige, prall gefüllte weiße Säcke. „Am 20. Mai haben hier zwei unserer Forstarbeiter von Weitem einen Kleintransporter gesehen. Als sie näher herangefahren sind, sahen sie einen Jogger, der mit Fahrer und Beifahrer des Mietautos diskutierte. Als die Männer das Fahrzeug unserer Forstleute bemerkten, sind sie abgehauen. Die rasten durch den Wald, meine Kollegen haben die Verfolgung aufgegeben“, erzählt Revierförsterin Lucas. Die Autonummer haben sich die Forstleute aber notiert. Der Jogger hatte leider nicht gewartet, sondern war weiter gelaufen. „Er ist für uns ein wichtiger Zeuge, er kann sicher, wenn es zum Prozess kommt, die Täter identifizieren“, sagt Ulrike Lucas.
Vermutlich wird es ein Gerichtsverfahren geben. Denn insgesamt wurde an vier Stellen Bauabfall – die Säcke enthalten Mineralwolle und Dämmmaterial für Rohrleitungen – illegal entsorgt. Es sind geschätzte 100 Kubikmeter. Die Entsorgung wird jetzt eine Fachfirma im Auftrag der Berliner Forsten übernehmen, die Kosten von mindestens 6500 Euro trägt zunächst der Steuerzahler. Die Umweltkripo des Landeskriminalamts war im Grünauer Forst, um Spuren zu sichern und Proben der Abfälle zu nehmen. Vermutlich stammt der Inhalt der Säcke von einer Sanierung eines größeren Wohngebäudes. Für das Verpacken wurden die für Schadstoffe vorgeschriebenen Säcke verwendet.
Es vergeht kaum eine Woche im Bereich des Forstamts Köpenick, in der kein Müll oder Bauabfall im Wald gefunden wird. Erst im Februar hatte Försterin Ulrike Lucas drei Lkw-Ladungen Bodenaushub, vermischt mit alten Pflastersteinen, gefunden. Und im Dezember 2018 hatte Silvia Knöfel-Mosch, die Revierförsterin vom Teufelssee, im Müggelwald nach Hinweisen von Spaziergängern an zwei Stellen Bauabfälle entdeckt (Berliner Woche berichtete). Sollten die Täter ermittelt werden und vor Gericht kommen, ist eine Geldstrafe im fünfstelligen Bereich möglich.
„Wer illegale Müllentsorgung im Wald beobachtet, sollte sich die Autonummer und das Aussehen der Täter merken und sofort über 110 die Polizei rufen“, rät Ulrike Lucas. Der Jogger, der die Sache beobachtet hat, wird gebeten, sich in der Försterei, Regattastraße 192, zu melden oder unter ¿674 32 31 dort anzurufen.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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