Als Steppke am Steuerrad der Fähre
Drei Minuten dauert die Überfahrt der Fähre F12 auf der Dahme zwischen Grünau und Wendenschloß. Die älteste Fährlinie der BVG verkehrte bereits vor dem Zweiten Weltkrieg.
Bis in die 1980er-Jahre hinein wohnte der Fährmann im Haus direkt an der Anlegestelle. Musiker Matthias Wiesenhütter (52) hat besondere Erinnerungen an diesen Ort, denn den Fährmann kannte er persönlich.
Wiesenhütter wohnte als Kind in einem Haus, das dem Fährmann gehörte, gleich um die Ecke. Als er fünf Jahre alt war, ließ dieser ihn mit in die Fahrerkabine und auch mal hinters Steuer. Damals war die Fähre noch ein Holzkahn. Außerdem schenkte ihm der Mann eine Bambusangel. „Damit habe ich mich ans Ufer gesetzt und nach Karpfen gefischt.“, erzählt Wiesenhütter. Viele Jahre später schrieb er darüber einen Song. So hatte die Ruhe am Wasser bestimmt auch einen Einfluss auf seine Musik, vermutet er.
Mit 16 Jahren fing Matthias Wiesenhütter an, Gitarre zu spielen. Anfang der Achtziger spielte er zum ersten Mal in einer Band – eine Rockband, die sich „Sowieso“ nannte. Damals reichte es jedoch nicht, um das Hobby zum Beruf zu machen. Er arbeitete zunächst als Elektromonteur im Transformatorenwerk in Schöneweide und als Hausmeister in einem Jugendklub in der Bölschestraße. Die Musik blieb jedoch immer ein wichtiger Teil seines Lebens.
Heute kann Matthias Wiesenhütter von seiner Musik leben. 2012 lernte er über einen Freund den Sänger und Gitarristen Dirk Friedrich kennen. Sie verstanden sich gut und gründeten wenig später das Duo „Friedrich & Wiesenhütter“. Seitdem touren sie gemeinsam durchs Land und spielen Konzerte „von Kiel bis Konstanz“, wie er sagt. Im vergangenen und in diesem Jahr hatten sie jeweils rund 90 Auftritte in Kulturvereinen, Kirchen und Bars.
„Wir singen beide und spielen auch beide Gitarre. Außerdem quatschen wir viel, machen manchmal auch ein bisschen Comedy. Das kommt gut an beim Publikum.“ Etwa 40 000 Kilometer legt das Duo dafür jährlich mit dem Auto zurück.
Zur Fähranlegestelle in Wendenschloß kommt Matthias Wiesenhütter, der seit drei Jahren in Altglienicke lebt, heute nur noch selten. „Manchmal bin ich mit dem Auto in der Gegend. Dann kommt immer ein Heimatgefühl wieder hoch. Das erinnert mich daran, dass ich wohlbehütet aufgewachsen bin.“ Den Fährmann hat er später noch ein paar Mal getroffen. Jedoch ist er vor einigen Jahren gestorben.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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