Wohnen, leben, lehren und erinnern
Moses-Mendelssohn-Stiftung plant Gedenk-Campus am „Gleis 17“
Die Moses-Mendelssohn-Stiftung baut am Bahnhof Grunewald einen Gedenk-Campus. In Nachbarschaft zum Mahnmal „Gleis 17“ sollen unter anderem Studentenappartements und ein Dokumentationszentrum entstehen. Ziel ist es, einen Ort zu schaffen, der sich mit der jüdischen Geschichte auseinandersetzt und eine Mahnung an die Zukunft darstellt.
Auf dem jüngsten Stadtentwicklungsausschuss stellte die Moses-Mendelssohn-Stiftung ihre Pläne für einen Campus vor. In gebührendem Abstand zum Mahnmal „Gleis 17“ ist ein Gedenkort „des Erinnerns, des Lernens und Reflektierens“ geplant. Benannt wird der Campus nach Else Ury. Die bekannte Autorin der "Nesthäkchen"-Kinderbuchreihe wurde 1943 von Moabit aus deportiert und im KZ Auschwitz ermordet.
Mit der Geschichte auseinandersetzen
Mit dem Else-Ury-Campus, der auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird, soll die Bedeutung des „Gleises 17“ am Bahnhof Grunewald mehr in den Fokus gerückt werden: Von hier aus sind seit 1941 durch das NS-Regime rund 55 000 Juden in Konzentrationslager deportiert und dort zum großen Teil ermordet worden. Jüngere und nachfolgende Generationen sollen sich mit diesem historischen Ort auseinandersetzen, erklärt Elke-Vera Kotowski vom Vorstand der Moses-Mendelssohn-Stiftung. Besucher des Mahnmals und Bewohner des Campus’ sollen dazu angeregt werden, sich über den geschichtsträchtigen Ort und seiner Problematik auszutauschen.
Drei Gebäude gruppiert wie ein Davidstern
Geplant ist der Neubau von drei Gebäuden, die sich in einem Dreieck um einen Quartiersplatz ordnen. Die drei Häuser sollen in ihrer Anordnung den Davidstern symbolisieren. Auch die Fassadengestaltung ist symbolhaft: Die Materialien sind Holz und Cortenstahl. Beides ist im unmittelbaren Planungsgebiet zu finden. Die Holzfassade greife den alten Baumbestand auf und die rötliche Patina des Cortenstahls erinnere an die angerostete Eisenbahnschiene des Gleises 17, erklärt Architekt Marc Böhnke vom beauftragten Architekturbüro "greeenarchitects".
"Ort der Stille"
Neben 154 Studentenappartements ist ein Dokumentationszentrum in einem der Gebäude vorgesehen. Hier sollen in einer Dauerausstellung alle Deportationen von Berlin aus dokumentiert werden. Außerdem wird im Außenbereich ein „Ort der Stille“ geschaffen, an dem an diejenigen gedacht werden soll, die geholfen und durch ihr mutiges Verhalten auch Juden vor der Ermordung gerettet haben.
Keine Bedenken wegen Lärm und Baumbestand
Die Planungen der Moses-Mendelssohn-Stiftung stießen bei den Ausschussmitglieder auf Zustimmung. Bedenken, was den Baumbestand und eventuelle Lärmbelästigungen an der Gedenkstätte betrifft, konnten ausgeräumt werden. Der alte Baumbestand bleibt und das Grundstück soll autofrei bleiben. Die Studenten kämen mit dem Rad oder zu Fuß. Es würden bis auf zwei Behindertenstellplätze auch keine Parkplätze angeboten. Daher bestünde kein Grund, Lärm und zusätzlichen Pkw-Verkehr zu befürchten.
Zustimmung gab es auch von der jüdischen Gemeinde, mit der die Stiftung im Vorfeld über das Vorhaben gesprochen hatte. Die jüdische Gemeinde hätte sich positiv zu diesem Projekt geäußert.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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