Grünes Licht für den Else-Ury-Campus
Pläne für neues Studierendenensemble am "Gleis 17" liegen öffentlich aus / Baustart frühestens 2025
Direkt neben der Gedenkstätte „Gleis 17“ ist der Bau des Else-Ury-Campus geplant. Die Moses-Mendelssohn-Stiftung will nordöstlich des S-Bahnhofs Grunewald, hinter der Trabener Straße, ein Ensemble von insgesamt vier Gebäuden errichten.
Für die Umsetzung wurde vom Bezirksamt jetzt grünes Licht gegeben und die Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans beschlossen. Benannt wird der Campus nach der jüdischen Kinderbuchautorin Else Ury, die vor allem durch ihre Nesthäkchen-Reihe bekannt wurde. Sie wurde 1943 von Moabit aus deportiert und im KZ Auschwitz ermordet. Den Beschluss des Bezirksamts, das Projekt zu realisieren, begründete Baustadtrat Oliver Schruoffeneger damit, dass unter anderem das Aufleben des Kurfürstendamms stark durch das jüdische Leben geprägt sei. „Deshalb braucht der Bezirk ein jüdisches Kulturzentrum“, betont er.
Auf dem neuen Campus, der auf einem etwa 25 000 Quadratmeter großen Areal gebaut wird, werden Studierende aus verschiedenen Fachbereichen, Kulturen und Nationen leben. In drei der vier Gebäude sollen insgesamt 160 Studierende jüdischer aber auch anderer Herkunft wohnen. Die dreigeschossigen Häuser werden in einem Dreieck angeordnet und sollen an einen Davidstern erinnern. Im vierten Gebäude ist ein Dokumentationszentrum zur Geschichte der Berliner Deportationen zwischen 1941 und 1945 geplant. Die Moses-Mendelssohn-Stiftung, die Bauherr des Campus ist, will damit einen wichtigen Beitrag für eine zukunftsorientierte Bildungsarbeit in der Nachbarschaft zum Gedenkort „Gleis 17“ leisten.
Als frühester Baustart ist das Jahr 2025 anvisiert. Die Fertigstellung könnte bis 2027 erfolgen. Das bislang ungenutzte Gelände war immer wieder für private Investoren von Interesse. Laut Bezirk seien mehrere Wohnungsbauanträge eingegangen. Diese wurden jedoch alle aus Rücksicht auf das Mahnmal „Gleis 17“ vom Bezirksamt abgelehnt.
„Gleis 17“ erinnert an Tausende jüdische Menschen, die von hier aus seit 1941 durch das NS-Regime in Konzentrationslager deportiert wurden. 186 in den Bahnschotter eingelassene Stahlplatten informieren über das Ausmaß der Verbrechen. In chronologischer Reihenfolge sind Daten und Bestimmungsorte der Deportationszüge festgehalten sowie die Anzahl der jeweils deportierten Juden vermerkt.
An die Geschichte der Berliner Deportationen soll später auch mit einer Dauerausstellung im Dokumentationszentrum erinnert werden, die von Studierenden des Campus betreut wird. Schon während der Planungs- und Bauphase könnten mögliche Ausstellungs- und Dokumentationskonzepte mit Schülern, Auszubildenden und Studierenden erarbeitet werden, um sie dann zur Eröffnung zu präsentieren. Für die Einrichtung des Dokumentationszentrums hat der Bunde Fördermittel in Aussicht gestellt.
Der Bebauungsplan 4-77 VE für das Vorhaben Else-Ury-Campus liegt bis 21. Dezember aus. Im Stadtentwicklungsamt, Hohenzollerndamm 174-177, 5. Stock, Raum 5110, können die Unterlagen montags bis mittwochs von 8.30 bis 16 Uhr, donnerstags von 8.30 bis 18 Uhr und freitags von 8.30 bis 15.30 Uhr eingesehen werden. Nach Vereinbarung unter Telefon 902 91 51 54 können sie auch außerhalb der Sprechzeiten angesehen werden. Aus Gründen des Infektionsschutzes dürfen die Unterlagen nur einzeln und nach Terminvereinbarung oder unter www.bebauungsplan.charlottenburg-wilmersdorf.de und www.mein.berlin.de gesichtet werden.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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