Für ein Recht auf ein gewaltfreies Leben
Erinnerung an das Erste Autonome Frauenhaus in Berlin
In Grunewald befand sich bis zum Jahr 2000 das Erste Autonome Frauenhaus Berlins. Die Einrichtung war auch die erste ihrer Art in der ganzen Bundesrepublik. Mit einer Berliner Gedenktafel erinnert die Senatskulturverwaltung daran.
Ende September wurde die Gedenktafel an dem Gebäude in der Richard-Strauss-Straße 22 von Kulturstaatssekretär Torsten Wöhlert (Linke) eingeweiht. „Mit dieser Tafel wird nun erstmalig an das erste Frauenhaus und damit auch an eine Gruppe feministischer Aktivistinnen erinnert, die aus der Frauenbewegung heraus das Recht von Frauen auf ein gewaltfreies Leben verteidigt haben“, sagte Wöhlert anlässlich der Einweihung. Er verstehe die Gedenktafel auch als Pionierprojekt: „Unsere Erinnerungskultur sollte die feministische Geschichte Berlins im Stadtraum stärker würdigen“, betonte er. Auch auf diese Weise werde dazu beigetragen, dass tabuisierte und verdrängte Themen benannt und öffentlich verhandelt und feministische Themen als Teil der Stadtgeschichte wahrnehmbar würden.
Die Eröffnung des Ersten Autonomen Frauenhauses Berlin 1976, es war auch das erste Frauenhaus in der Bundesrepublik, und das vorausgehende kollektive Engagement der Frauenbewegung, waren Grundstein für die heute existierende Hilfsstruktur für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder, die jedoch auch heute längst noch nicht genügend Schutz bieten.
Feministinnen vom Verein „Frauenhaus – Frauen helfen Frauen“ betrieben das Frauenhaus autonom, solidarisch und hierarchiefrei mit den Bewohnerinnen. Tausende Betroffene häuslicher Gewalt fanden hier Schutz, Anerkennung, Selbstbestimmung und Perspektive. Mit der Gedenktafel wird die Arbeit der Initiatorinnen und Mitarbeiterinnen des Ersten Autonomen Frauenhauses in Berlin und jedes Engagement, das täglich im Widerstand gegen Gewalt geleistet wird, gewürdigt.
Die Berliner Gedenktafeln sind ein Programm des Landes Berlin, das eingebunden ist in das Förderprogramm Historische Stadtmarkierungen der Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Die weißen Porzellantafeln werden von der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin hergestellt. Die Recherche und Organisation der Tafel lag bei der feministischen Forschungsgruppe „Widerstand, Gewalt, Geschichte“ in Zusammenarbeit mit dem Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin, der sich seit 2013 bei der Umsetzung des Berliner Gedenktafelprogramms engagiert.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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