Weiter Kampf um "Bürgergarten der Erinnerung"

Gedenkarbeit in einer schwierigen Situation: Barbara Gstaltmayr will den wohl ältesten Garten Grunewalds mit Erinnerungskultur beleben. | Foto: Schubert
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Grunewald. Stätte des Nachdenkens oder Neubau? Die Initiative von Barbara Gstaltmayr soll für den Garten des von Nazis ermordeten jüdischen Kaufmanns Artur Barasch ein Gebot abgeben. Bis Heiligabend muss sie Geld aufbringen, das ihr eine Stiftung nicht einfach schenken kann.

Es ist ein Zwist um Gedenkkultur und Moral. Und er steht kurz vor dem Gipfel. Denn die Initiative "Bürgergarten der Erinnerung" soll dem Grundstückseigentümer Ralf Schmitz noch in diesem Jahr erklären, was ihr ein Kauf der Fläche wert ist. Dabei sollen nur geschäftliche Kriterien gelten, nicht das Ansinnen zur deutsch-jüdischen Versöhnung. Und genau darin besteht für die Vorsitzende Barbara Gstaltmayr ein kaum lösbares Problem.

Wie im Sommer in der Berliner Woche berichtet, plant der Unternehmer Ralf Schmitz auf der Gartenfläche des Grundstücks Wissmannstraße 11 einen luxuriösen Neubau und hat dafür auch das unstrittige Baurecht. Es gibt niemand, der die juristische Richtigkeit des Projekts anzweifeln würde. So wird es auf politischem Wege nicht zu stoppen sein - obwohl selbst Bundespräsident Joachim Gauck für den Erinnerungsgarten Partei ergriff.

"Es steht der Interessengemeinschaft wie jedem anderen Investor frei, ein Angebot mit den üblichen Rechts- und Finanzierungszusagen vorzulegen",

hatte sich Schmitz-Sprecher Hans Obermeier im August geäußert. Eben dieser Grundsatz, wonach die Initiative nicht anders behandelt wird als andere Bieter, gilt bei dem Ultimatum bis zum 24. Dezember nach wie vor. "Doch der Verein kann nicht bei der Stiftung Deutsche Klassenlotterie einen Antrag stellen, über eine Summe, die nicht bekannt ist", nennt Gstaltmayr die Krux. In einer derart kurzen Frist sei die Antragstellung erst recht ein aussichtsloses Unterfangen.

Was ihr bleibt, ist die Hoffnung auf ein Entgegenkommen aus moralischen Gründen. Sie appelliert nochmals an Schmitz, ihre Idee der Holocaust-Aufarbeitung ernst zu nehmen und bittet erneut um ein Treffen. "Versöhnung", sagt sie "ist nur möglich durch Verzicht."

Ungeachtet dieser ungünstigen Situation reiste Gstaltmayr vor einigen Tagen nach Kalifornien und weilt dort bei der Nachkommen der Baraschs. Dabei treibt sie auch ein Erinnerungsprojekt voran, das Schüler des Rathenau-Gymnasiums begonnen haben. In Aussicht steht nun die Partnerschaft mit einer Schule im kalifornischen Redwoods. Das Band der Erinnerung spannt sich also bereits hinweg über Kontinente und Generationen - in der Hoffnung auf einen festen Gedenkort im Artur Baraschs Garten.

Mehr über das Projekt erfahren Sie im Internet unter www.buergergartenwissmannstrasse.wordpress.com.
Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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