Baraschstraße ehrt jüdisches Ehepaar
Aus für die Wissmannstraße

Die Wissmannstraße in Grunewald heißt seit dem 27. Februar Baraschstraße. In einem Festakt im Walther-Rathenau-Gymnasium wurde die Umbenennung feierlich begangen. Anwesend waren auch Nachkommen der Familie Barasch, an die mit dem neuen Straßennamen erinnert wird.

Mit der Umbenennung der Wissmannstraße geht ein langer Kampf um einen neuen Straßennamen zu Ende. Seit vielen Jahren engagieren sich verschiedene Initiativen für einen kritischen Umgang mit Straßenamen, die an Antisemiten, Kolonialverbrecher und Kriegstreiber erinnern. Die Straße in Grunewald wurde noch zu seinen Lebzeiten nach Hermann von Wissmann benannt. Wissmann hatte als Befehlshaber von Kolonialtruppen 1889/1890 den Widerstand der Küstenbevölkerung in Ostafrika niedergeschlagen. In einem gewaltsamen Feldzug nahm er das Gebiet ein, das 1891 zur Kolonie Deutsch-Ostafrika, heute Tansania, erklärt wurde.

Anwohner entschieden mit

Auch die Bezirksverordnetenversammlung hatte 2020 die Umbenennung der Straße beschlossen. Initiativen und Bürger im Bezirk waren aufgefordert, Namensvorschläge einzureichen. Die Namen von 47 Persönlichkeiten wurden vorgeschlagen. Eine Jury aus Anwohnern der Wissmannstraße, des Bündnisses Decolonize Berlin sowie Vertretern der BVV-Fraktionen wählten einen Vorschlag aus. Im Mai 2021 schließlich folgte die BVV der Empfehlung, mit dem Straßennamen künftig die jüdischen Eheleute Barasch zu ehren. Das Ehepaar Irene und Arthur lebte mit seinen Kindern bis zu ihrer Flucht und Deportation in der Wissmannstraße 11.

Alan Ross, Enkel von Arthur und Irene Barasch, hatte die Villa vor ein paar Jahren besucht. Er erinnert sich: „Es war ein so trauriger wie schöner Besuch.“ Anlässlich der Umbenennung sagt er: „Dass jetzt die Straße nach meinem Großvater und meiner Großmutter benannt wird, um sie zu ehren, macht mich sehr glücklich. Es ändert nichts an der Vergangenheit, aber es ändert vielleicht die Zukunft.“

Kommission soll sich mit Straßennamen beschäftigen

Aber es bleibe noch viel zu tun, erklärt Anne Zetsche von der Linksfraktion der BVV. Immer noch würden Kolonisten und Antisemiten im öffentlichen Raum geehrt. Sie fordert daher konkret für Charlottenburg-Wilmersdorf „eine divers besetzte Kommission, die sich mit der Frage auseinandersetzt, welche Personen wir auf Straßen und Plätzen ehren wollen und welche nicht“.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

34 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.624× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 1.966× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.595× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.504× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.