Politik darf Hunde am Grunewaldsee aufgrund des Umweltschutzes verbannen
Grunewald. Keine Sperrzone, aber ein Bekenntnis zum Schutz der Umwelt: Senat und Bezirk behalten sich vor, im Auslaufgebiet am Grunewaldsee Einschränkungen für Hunde durchzusetzen, wollen aber nicht als Hundefeinde gelten. Die Lobby der Tierhalter bleibt im Alarmzustand.
Wer den besten Freund des Menschen nicht mag, wird beim Spaziergang am Grunewaldsee auch weiterhin Gelassenheit brauchen. In kaum einem anderen Landstrich Berlins tummeln sich derart viele Vierbeiner. Fast nirgends in der Stadt machen Tiere und tierliebe Menschen so ausgedehnt Gebrauch von ihrem Recht auf Freiraum. Spielende Hunde, badende Hunde, brave und abenteuerlustige Zeitgenossen, Dogwalker und Solo-Gassigeher – im wohl größten Auslaufgebiet Europas bleibt vorerst alles beim alten, obwohl Senat und Bezirk die Freiheitsliebe im über 800 Hektar großen Areal sofort beschränken könnten, wenn es der Umweltschutz gebietet.
Ein bedingungsloses Bekenntnis für den Hund hört man in diesen Tagen ebenso wenig wie eine klare Benennung von Tabuzonen. Die Entscheidungsträger sind vorsichtig geworden, nachdem 2016 der Streit zwischen Hundefreunden und -gegnern über ein Sperrgebiet am Schlachtensee im Nachbarbezirk eskalierte.
Eine vorsichtige Antwort erhielt der CDU-Bezirksverordnete Simon Hertel nun auf seine Anfrage zur Situation im Hundeauslaufgebiet nach der aktuellen Ausweisung von neuen Landschaftsschutzgebieten im Grunewald. Umweltstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) verwies in seiner Antwort auf die Aussage seiner Kollegen vom Senat: „Es sind keine weiteren Absperrungen oder die Ausweisung von Flächen geplant, auf denen Hunde nicht mehr mitgeführt werden können.“ Allerdings behalte man sich in Einzelfällen vor, „Bereiche zu etablieren, die für Menschen und Hunde gesperrt sind oder in denen Hunde nicht mehr mitgeführt werden können.“ Demnach gilt: Der konkrete Fall soll den Anlass geben, nicht die allgemeine Situation.
Welche Anlässe das sein könnten? Schruoffeneger zählt sie auf: „Wenn trittempfindliche oder seltene Pflanzenarten gefährdet sind, wenn empfindliche Tierarten gestört oder gefährdet werden oder um Eingriffe in nicht mehr verkehrssichere Bäume, die beispielsweise Lebensstätten von Eremit und Heldbock sind, zu vermeiden.“ Schon ein morscher Baum also könnte genügen, um Mensch und Hund auszusperren.
Auf die Frage der CDU, ob denn der Bezirk bei Einschränkungen für Hundehalter andernorts Alternativen schaffen könne, musste der Stadtrat alle Hoffnungen dämpfen. Denkbare Flächen wie zum Beispiel Parks oder Sportplätze „können bereits jetzt als Mangelware beschrieben werden und sollten daher nicht in entsprechende Szenarien einbezogen werden“.
Es sind unsichere Zeiten, in denen sich die liebsten Haustiere der Hauptstädter bewegen. Und so rief der Verein Berliner Schnauzen kürzlich zur Demonstration, die über 200 Teilnehmer durch den Grunewald führte. Dogwalker und Hundetrainer Rainer Burisch wird derweil nicht müde, vor Einschränkungen zu warnen und äußerte sich im Interview mit TV Berlin. Gerade eine Verringerung von Auslaufflächen könnte das Konfliktpotenzial in der restlichen Stadt erhöhen, sagt er und plädiert für einen Erhalt der jetzigen Freiräume. Im Gegenteil sei es geboten, „dass wir mehr Auslaufflächen in den Parks bekommen, wo wir die Hunde ausführen können, damit sie ruhiger und entspannter werden. Ein friedliches Nebeneinander würde das beflügeln.“ tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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