Toleranz für feuchte Schnauzen: Hundefreunde marschierten durch den Grunewald

Rotes Halstuch als Erkennungszeichen: Die Demonstranten schmückten ihre beste Freunde mit Bändchen und ließen sie Bänke erklimmen. | Foto: Thomas Schubert
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Grunewald. 100 Demonstranten auf zwei Beinen, noch mehr auf vier Pfoten: Am Grunewaldsee rief der Tierschutzverein auf zum Gassigehen für die Grundrechte des Hundes. Denn jene sehen Halter durch immer neue Einschränkungen in Gefahr.

Die Beziehung zwischen Großstadtmensch und Großstadthund ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Eines der ersten betrifft die Urheberschaft allen Ärgers. „Das Problem befindet sich immer auf der anderen Seite der Leine“, ruft Janin Tidemann. Wen die Chefin des Berliner Tierschutzvereins meint, ist der Mensch.

Ob man einen Hund befreit umherlaufen lassen kann – eine Frage der Erziehung. Und bei seiner Demonstration am Grunewaldsee wollte der Verein beweisen, wie ein großes gemeinsames Gassigehen funktionieren kann, wenn Hunde Manieren haben. Vom Forsthaus Paulsborn ging es seeaufwärts am Ufer entlang, durch ein Erholungsgebiet hindurch, in dem ähnliche Konflikte schwelen wie am Schlachtensee. Hundefreunde und solche, denen ihr Kot und Gebell Unbehagen bereiten, stehen sich auch hier missgünstig gegenüber. Und die BVV beriet im vergangenen Sommer, wie sie das Durcheinander regeln, womöglich den Grunewaldsee sogar wieder zum Badegewässer ernennen kann.

"Man fühlt sich ausgegrenzt"

Dass man davon weit entfernt ist, liegt laut Aussage eines Försters auch an Hinterlassenschaften von Hunden, die Regenschauer von den Hängen spülen. Tidemann kennt den Konflikt – und will auf Dialog setzen statt auf Konfrontation. Sie vertritt die Ansicht, dass es für jedes Verbot einen Ausgleich geben muss. Eine Verbannung vom See wäre das falsche Signal. „Politik darf nicht nur einschränken. Sie muss auch Alternativen schaffen.“

Einschränkungen waren es, die das Zusammenkommen im Wald aus Sicht der Tierfreunde nötig machten. „Weg mit der Rasseliste. Weg mit dem generellen Leinenzwang“ – so hießen die Kernforderungen. Was es nach Meinung von Gassigeherin Tina am ehesten braucht, ist eine neue Toleranz. „Man fühlt sich als Hundehalter in Berlin oft ausgegrenzt“, bedauert sie. „Einerseits wollen die Leute meinen Hund Lilly streicheln. Aber wenn sie dann losbellt, sehen sie ihre Vorurteile gegen Hunde bestätigt.“ tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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