Keine Ehrung für "Afrikaforscher"
Umbenennungsprozess für Wissmannstraße in Grunewald gestartet

Auf dem Straßenschild der Grunewalder Wissmannstraße wurde bereits versucht, den unrühmlichen Namen zu tilgen.  | Foto: Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf
  • Auf dem Straßenschild der Grunewalder Wissmannstraße wurde bereits versucht, den unrühmlichen Namen zu tilgen.
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Der Bezirk will sich kritisch mit der deutschen Kolonialgeschichte auseinandersetzen. Eines der Ziele ist die Umbenennung der Wissmanstraße. Schon vor zwei Jahren hatte die BVV auf Initiative der Linksfraktion beschlossen, einen Prozess zur Umbenennung der Straße in Grunewald anzuschieben. Bürger sollen in diesen Prozess einbezogen werden.

Herrmann von Wissmann lebte von 1853 bis 1905 und schlug als Befehlshaber deutscher Kolonialtruppen 1889/1890 den Widerstand der Küstenbevölkerung in Ostafrika gewaltsam nieder. Tausende Menschen starben, darunter viele Frauen und Kinder. Glaubt man den Veröffentlichungen über die Berliner Straßennamen, wurde die Wissmannstraße in erster Linie wegen der Verdienste Wissmanns als „Afrikaforscher“ so genannt. Doch geehrt wurde Hermann von Wissmann damals nicht für seine Forschungsreisen, sondern „einzig und allein für die unter seiner Leitung erfolgte blutige Niederschlagung des von den Deutschen aus propagandistischen Gründen so genannten ,Araberaufstandes' in Deutsch-Ostafrika 1889/90“, begründete die Linksfraktion ihren Antrag zur Umbenennung, den sie bereits im November 2017 einbrachte.

Digitale Diskussion am 5. März ab 18 Uhr

Jetzt ist der erste Schritt gemacht. Am 5. März findet eine Auftaktveranstaltung der Bezirksverordnetenversammlung und dem Bündnis Decolonize Berlin statt. Auf dieser Veranstaltung, die digital durchgeführt wird, werden die Hintergründe dieses Geschichtsortes und die Beweggründe für den Wunsch nach einer Umbenennung dargestellt und diskutiert.

Namensvorschläge gesucht

Jetzt werden Namensvorschläge für eine Umbenennung gesammelt. Bürger und Initiativen aus dem Bezirk können ihre Ideen für einen neuen Straßennamen einreichen. Gesucht wird vorzugsweise eine Namensgeberin, die in Charlottenburg-Wilmersdorf gelebt und gewirkt und sich um den Bezirk besonders verdient gemacht oder die Widerstand gegen die Kolonialmächte geleistet hat und afrodeutsche Geschichte sichtbar werden ließ.

Die Entscheidung über den Namen trifft am Ende die BVV. Zuvor wählt eine Jury Namen aus und schlägt sie der BVV vor. In der Jury sitzen Experten und Vertreter der Zivilgesellschaft sowie Bürgervertreter aus der Wissmannstraße.

Neukölln hat die Straße bereits umbenannt

Auch im Bezirk Neukölln gibt es eine Wissmannstraße. Hier wurde der Prozess der Umbenennung bereits erfolgreich abgeschlossen. Im vergangenen Jahr hatte die Neuköllner BVV eine Umbenennung in Lucy-Lameck-Straße beschlossen. Lucy Lameck (1934-1993) war die erste Frau in einem tansanischen Regierungskabinett. Sie brachte unter anderem Frauenrechte in dem ostafrikanischen Staat voran.

Weitere Informationen über die Grunewalder Wissmannstraße und den Verlauf des Umbenennungsprozesses gibt es auf der Webseite des Bezirks. Dort findet man auch die Zugangsdaten zur Online-Diskussion am 5. März ab 18 Uhr: www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/politik/buergerbeteiligung/aktuelle-projekte/umbenennung-wissmannstrasse/.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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