Bahnchef und Minister montieren erste Flüsterbremse
Die Anwesenheit von Jean-Pierre Loubinoux, dem Generaldirektor des internationalen Eisenbahnverbandes (UIC), verlieh dem symbolischen Akt im Grunewald weltweite Bedeutung. Zwei Jahre fuhr ein Testzug 200 000 Kilometer durch alle Klimazonen Europas. "Ab sofort können Unternehmen die alten Bremssohlen ohne gesonderte Genehmigung gegen die Flüsterbremse austauschen", sagte der UIC-Generaldirektor.Ob sie es tun werden, ist eine andere Frage, denn der Wartungsaufwand der neuen Bremse ist deutlich höher. Demgegenüber sind die Umrüstungskosten je Waggon von durchschnittlich 6000 Euro vernachlässigbar. Die Bahn hat deshalb das Fahren mit lauten Waggons verteuert. Seit Juni dieses Jahres wird für laute Güterzüge ein Aufschlag erhoben. Für den verkehrspolitischen Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament, Michael Cramer, der seinen Wahlkreis im Bezirk hat, ist das jedoch "viel zu wenig, um eine schnelle Umrüstung zu forcieren". Gegenüber der Berliner Woche sagte er: "Wenn die Nachrüstung der Waggons mit weiteren Maßnahmen an der Trasse einhergeht, kann der Bahnlärm um die Hälfte reduziert werden. Ab 2020 sollte der Betrieb von lauten Waggons auf deutschen Trassen untersagt werden". Den Steuerzahler kommt die Umrüstung billiger als die Errichtung von Lärmschutzwänden, hat Michael Cramer ausgerechnet. EU-weit kostet die Umrüstung von 80 Prozent aller Güterwaggons mit der Flüsterbremse etwa 2,5 Milliarden Euro. Für die dann entbehrlichen meterhohen Lärmschutzwände stehen rund 10 Milliarden Euro zur Verfügung.
Die Umrüstung ist für die Bürger wichtig, die nahe am Gleis wohnen - wie in Halensee. Wie berichtet, hat die Bahn vor, den innerstädtischen Ring wieder für den Fernverkehr zu öffnen. Die Bezirksverordnetenversammlung hat darauf bereits die Einhaltung der Lärmgrenzen gefordert.
Der Erfolg der Verbundstoffbremsklotzsohle, wie die Flüsterbremse in der Fachsprache heißt, wird erst hörbar, wenn 80 Prozent aller Güterwagen damit ausgerüstet sind. Dazu müssen von der Bahn 180 000 Wagen umgerüstet werden. Auf den deutschen Gleisen fahren aber rund 60 000 Güterwagen weiterer Wagenhalter und etwa 60 000 Wagen ausländischer Bahnen.
Obwohl die Bahn nur noch einen Teil des Güterbahnhofs Grunewald nutzt, ist er ein bedeutender Standort der Bahn geblieben. Hier befindet sich die gesamte Maschinenausrüstung des Netzbetriebes der Bahn, unter anderem die Schneepflüge, erläuterte Rüdiger Grube.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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