Gemalte Liebesbriefe aus den 50er-Jahren

In seinem Salon eröffnete Prof. Konrad Kutt assistiert von seiner Frau Gaby und dem Kunstwissenschaftler Michael Nungesser die Ausstellung. | Foto: Wecker
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Grunewald. Vom 30. August bis zum 8. Dezember werden erstmals die Originale der gemalten Liebesbriefe von Paran G’schrey an Katharina Ehrlicher ausgestellt werden.

Dies erfolgt im Rahmen der Ausstellung "Arte Postale - Bilderbriefe, Künstlerpostkarten und Mail Art" in der Akademie der Künste am Pariser Platz. Bereits jetzt sind die Briefe - allerdings nur in Kopie - im Salon von Gaby und Konrad Kutt in der Trabener Straße 14b zu sehen. Adressant und Adressat der Briefe sind zwei Wilmersdorfer Persönlichkeiten, die über eine bewegte Biografie verfügen. Der 1967 verstorbene Künstler Paran G’schrey ist indischer Abstammung. Im Alter von sechs Jahren kam er mit seiner Mutter nach Deutschland, wo sie 1933 in der Künstlerkolonie Wilmersdorf eine Wohnung bezogen. 1944 musste er sein gerade an der Meisterschule für Kunsthandwerk in Charlottenburg begonnenes Studium abbrechen, weil er zum Militärdienst eingezogen wurde. Bei der Kriegsmarine geriet er in englische Gefangenschaft. Nach dem Krieg studierte er Kunst und war unter anderem Meisterschüler von Karl Schmidt-Rottluff. Nach einer gescheiterten Ehe mit der Tochter Oscar Schlemmers, Jaina Schlemmer, begann seine innige Beziehung zu Katharina Ehrlicher, aus der besagte Liebesbriefe hervorgingen. Paran G’schrey gehörte zur Avantgarde der Berliner Kunstszene. Persönliche und künstlerische Krisen sowie die gesonderte Stellung durch seine indische Abstammung stürzten ihn häufig in Krisen. 1967 wählte er den Freitod.

Katharina Ehrlicher ist die Tochter des Konzertpianisten und Orgelbauers Herbert Schulze. Der hatte als herausragender Interpret der "entarteten", sprich modernen, Musik und als Kommunist Berufsverbot, fand aber als Kirchenmusiker auf Betreiben Hugo Distlers im evangelischen Johannesstift eine Anstellung. Dort schloss er sich der Bekennenden Kirche an und leistete an der Seite von Martin Niemöller, Harald Poelchau, Helmut Gollwitzer und Hilda Heinemann Widerstand. Auch Katharina Ehrlicher war daran beteiligt. Sie versorgte als Zwölfjährige verfolgte Familien. Einmal wöchentlich brachte Katharina Ehrlicher Speisen und Nachrichten zu einer jüdischen Familie in der Kantstraße.

In den 50er-Jahren unterrichtete Katja Ehrlicher an der Werkkunstschule in Bielefeld, während Paran G’schrey in Berlin arbeitete. Der Kontakt wurde vorwiegend mit Briefen aufrechterhalten. Es sind "Bilderbriefe", die sowohl Poesie als auch Malerei aus einer Hand vereinen. Darüber hinaus sind sie ein persönliches und zeithistorisches Dokument über das Berliner Künstlerleben in den 50er-Jahren.

Ein Besuch der Ausstellung kann in der Trabener Straße 14b unter 891 51 24 vereinbart werden.
Frank Wecker / FW
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Lokalredaktion aus Mitte

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