Die Großmutter des Breitensports
Berliner Cross-Country-Lauf feiert 60. Geburtstag

Mit diesem Plakat hatte die FU Berlin zum 1. Berliner Cross-Country-Lauf aufgerufen.  | Foto: Horst Milde
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In diesem Jahr feiern etliche große Lauf-Events in Berlin Jubiläum: 50 Jahre Berlin-Marathon, 40 Jahre Berliner Halbmarathon, 40 Jahre Berliner Frauenlauf, 40 Jahre Berliner Ku’damm-Lauf. Die Großmutter aller Lauf-Events ist aber der Berliner Cross-Country-Lauf. Der fand zum ersten Mal 1964 statt. Auch in diesem Jahr führt er am 9. November wieder querfeldein.

Als der Cross-Country-Lauf vor 60 Jahren das erste Mal über die Bühne oder besser über Stock und Stein ging, war das der Anfang einer ganz besonderen Sportgeschichte. Am 8. November 1964 wurde mit dem Lauf am Teufelsberg in eine neue Ära des Laufsports gestartet. Ins Leben gerufen wurde der Cross-Country-Lauf von der FU Berlin mit dem Ziel, einen Lauf für jedermann anzubieten. Es waren nicht nur die Berliner Leichtathletik-Vereine aufgerufen, sich zu beteiligen. Um alle sportlich Interessierten für eine Teilnahme zu begeistern, startete eine außergewöhnliche Werbeaktion: „Auf dem Kurfürstendamm wurden Handzettel verteilt, beim Bundesligaspiel von Hertha BSC gab es Werbezettel und Stadionansagen, in den Mensen der Universitäten wurden die Ausschreibungen ausgelegt und gelbe Werbeposter hingen in Sportgeschäften aus. Alle Zeitungen und Radiosender berichteten im Vorfeld von diesem neuen und außergewöhnlichen Ereignis, das die vereinslosen Bürger der Stadt ansprach“, berichtet Horst Milde als Mitbegründer des Laufs über die Anfänge. Der ehemalige Leichtathlet hat zehn Jahre später auch den Berlin-Marathon mitbegründet und hob zudem weitere Breitensport-Events in Berlin aus der Taufe.

Neu für den Cross-Country-Lauf war auch, dass es dabei nicht über geharkte Waldwege, sondern querfeldein durch Wald und Flur, bergauf, bergab, über Wiesen, durch Schlamm und etliche Hindernisse ging. Vorbild war für die Initiatoren der internationale Studentenlauf in Le Mans, Frankreich, bei dem im Februar 1964 auch einige Läufer der FU teilnahmen. Einer der Berliner Teilnehmer brachte sogar den Sieg mit nach Hause: FU-Sportreferent Hartmut „Ete“ Lehmann gewann das Rennen und die FU-Mannschaft wurde zweite.

Dass offensichtlich genau solch ein Lauf in Berlin gefehlt hatte, bewies nicht zuletzt der große Erfolg des 1. Cross-Country-Laufes. Am 8. November 1964 gingen rund 700 Teilnehmer auf die Strecke am „Trümmerberg“ im Grunewald, bei der es tatsächlich über Stock und Stein, Berge rauf und runter und durch tiefen märkischen Sand ging. Das ehemalige Panzerübungsgelände der Alliierten hatte da einiges zu bieten. Zudem wurden gefällte Bäume als Hindernisse vom Förster an einigen Stellen und auf Wunsch der Veranstalter platziert.

„Die Begeisterung der Teilnehmer war überwältigend, die Presse überschlug sich in Lobeshymnen zu der Initiative der Studenten“, erinnert sich Milde. Bei der Wiederholung des Laufes im Jahr darauf hatte sich die Teilnehmerzahl bereits auf 1800 mehr als verdoppelt. Diese beiden ersten Läufe bereiteten den Weg zum Breiten- und Gesundheitssport für die Bevölkerung. Der Berliner Cross-Country-Lauf war jahrzehntelang das Aushängeschild des Berliner Laufsports und Vorbild für ähnliche Läufe. Er ist so etwas wie die Großmutter des deutschen Breitensports. Seit 1966 liegt die Organisation des Laufes in den Händen des SCC. Die Kooperation mit der FU besteht weiter.

Im Laufe der Jahrzehnte gaben sich am Teufelsberg nationale und internationale Langstreckenstars ein Stelldichein. Der Cross-Country-Lauf wechselte mitunter auch das Gelände. Unter anderem waren das Maifeld am Olympiastadion oder der ehemalige Truppenübungsplatz in Dallgow-Döberitz am Rande Berlins Austragungsort.

Mit dem Start am 9. November am Teufelsberg soll die lange und erfolgreiche Tradition des Berliner Cross-Country-Laufes wieder wachgeküsst werden. Denn inzwischen ist die Begeisterung für diesen Lauf rückläufig. Jetzt soll das Lauf-Event weiterentwickelt werden und den einheimischen Läufern ein Laufangebot für die Herbst- und Wintersaison bieten. Beim Start des Laufes am 9. November werden die beiden Sieger der Premierenveranstaltung von 1964 anwesend sein: Bodo Tümmler vom SCC Berlin, der über die 1500 Meter 1966 Europameister in Budapest sowie 1968 Olympiadritter in Mexico City wurde. Mit dabei wird auch Radsport-Ass Karsten Podlesch von den Zehlendorfer Eichhörnchen sein, der unter anderem zweimal Weltmeister im Steherrennen wurde.

Jubiläumslauf am 9. November

Wer am Jubiläums-Cross-Country-Lauf dabei sein möchte, meldet sich bis zum 6. November an. Nachmeldungen sind vor Ort bis 30 Minuten vor dem Start möglich. Es gibt zwei Wettbewerbe: einen 4-Kilometer-Crosslauf für U16 bis Erwachsene und einen 9-Kilometer-Crosslauf für U18 bis Erwachsene. Das Startgeld beträgt vier bis zehn Euro. Start für beide Läufe ist um 10.30 Uhr an der Julius-Hirsch-Sportanlage im Eichkamp, Harbigstraße 40.

Weitere Informationen und Anmeldungen www.scc-berlin-leichtathletik.de/events/scc-sportfeste/11-scc-berlin/1882-scc-cross-country.

Mit diesem Plakat hatte die FU Berlin zum 1. Berliner Cross-Country-Lauf aufgerufen.  | Foto: Horst Milde
Eine Teilnehmerurkunde vom Premierenlauf.  | Foto: Horst Milde
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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