Berliner Sport-Club hilft Flüchtlingen der Gretel-Bergmann-Halle
Der beste Begleiteffekt von Kraftanstrengung: Sie sorgt für einen freien Kopf. So wie Läufer sich verausgaben, um innerlich zur Ruhe zu kommen, und Fußballspieler Kummer auf dem Spielfeld vergessen, so könnten auch junge Flüchtlinge aus Krisengebieten Sport erfahren, dachte sich Hans-Joachim Fenske.
Und mit diesem Gedanken organisiert er als Präsident des Grunewalder Clubs BSC sonnabends Bewegung für die Bewohner der Gretel-Bergmann-Halle. Einer Sportstätte, in der aktuell über 200 Asylbewerber ausharren - und für Ablenkung überaus dankbar sind. Man weicht dann aus in eine freie Halle an der Forckenbeckstraße, spielt Fußball oder Badminton, tollt über einen Parcours mit Turngeräten und Matten. "Mich hat es fast ein wenig überrascht, dass die Flüchtlingskinder so wenig Berührungsängste haben", sagt Fenske. "Lust an der Bewegung wirkt eben verbindend und befreiend."
Knapp 50 Knirpse, zum Beispiel aus Syrien, Afghanistan und der Ukraine, vergessen so die Strapazen der vergangenen Wochen. "Und trotz des bunt gemischten Publikums funktioniert das problemlos", berichtet Vizepräsident Dirk Janson. "Wir verständigen uns einfach mit Händen und Füßen."
Spontane Unterstützung erhielt der BSC vom Landessportbund Berlin, der den Versicherungsschutz für Vereinssportler ganz unbürokratisch auf die Flüchtlinge ausdehnte. Eine Grundvoraussetzung für ein Vergnügen, bei dem natürlich auch Verletzungen möglich sind.
Und weil es den Bewohnern der Gretel-Bergmann-Halle in Wilmersdorf nach ihrer Flucht aus Krisenländern auch materiell an allem fehlt, organisierte der Club außerdem eine spontane Spendenkampagne. Kurz darauf waren die Flure des Vereinsheims voll mit Koffern, Säcken und Kisten. Darin enthalten: Spielzeug, Kleidung, Dinge des täglichen Bedarfs. "Es ist ein Querschnitt dessen, was gebraucht wird", sagt Fenske, während er die letzten Kartons im Transporter verstaut.
Voraussichtlich im Mai will das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) die Belegung der Halle aufgeben, um den Bewohner eine andere Bleibe zu bieten. Beim BSC hofft man, dass der Umzug möglichst rasch vonstatten geht. Aber nicht etwa, weil die Besetzung der Sportstätte zu beklagen wäre. Sondern weil Flüchtlinge etwas Besseres verdienen, als einen tristen Saal voller Betten.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.