Nichts für schwache Nerven: Berliner SC gewinnt Derby in allerletzter Sekunde
Auf dem Sportplatz an der Hubertusallee lief die 93. Spielminute, als Philip Schulz den Ball am Strafraumeck ein letztes Mal in Richtung FC-Tor bugsierte. Und das Leder schlug tatsächlich unhaltbar für Wilmersdorfs Torwart Mario Jose Momade flach im langen Eck ein. Und während Torschütze Schulz unter seinen jubelnden Teamkollegen schier begraben wurde, beendete Schiedsrichter Tobias Hagemann die Partie.
Diese überschäumende Freude auf der einen und die totale Enttäuschung auf der anderen Seite waren die Schlusspunkte eines umkämpften Derbys mit acht Gelben Karten, dessen ereignisreiche Geschichte aber bereits Anfang der vergangenen Woche begonnen hatte: Zunächst war Michael Wolf als Trainer beim BSC zurückgetreten. Die sportlichen Anforderungen des Abstiegskampfs und seine gesundheitliche Situation ließen nichts anderes zu, hieß es auf der Website des BSC. Bis zum Saisonende werden nun der 1. Vorsitzende der Fußballabteilung Martin Maslowski und Co-Trainer Andreas Weiß das Amt übernehmen. Gegen den 1. FC Wilmersdorf führten die beiden erstmals Regie. Kurios dabei: Andreas Weiß war jahrelang Co-Trainer an der Seite von Michael Michels beim 1. FC Wilmersdorf und erst in der Winterpause zum BSC gewechselt.
In einer Partie auf einem schwer bespielbaren Rasen, der ein vernünftiges Kurzpassspiel nicht zuließ, kontrollierte der Gast aus dem Volkspark rund 70 Minuten lang das Geschehen und ging durch seinen Toptorjäger Efräim Gakpeto, der seinen 14. Saisontreffer erzielen konnte, zu einem psychologisch günstigen Zeitpunkt kurz vor der Pause mit 1:0 in Führung (40. Minute). Auch nach dem Wechsel kontrollierte der 1. FC das Spiel, ließ nichts anbrennen und konterte gefährlich: Aus einem dieser gut vorgetragenen Gegenstöße resultierte das 2:0, das Timur Neubauer mit einer schönen Direktabnahme erzielen konnte (70.). Das Derby schien einmal mehr zu Gunsten der Gäste entschieden. Doch das neue Trainerduo auf Seiten des BSC bewies ein goldenes Händchen und wechselte Angreifer Tim Harzheim ein, der mit seiner ersten Aktion, kurz nach dem 0:2, zwar nur die Latte des Gästetores traf, doch damit schien Harzheim sein Team wachgerüttelt zu haben: Plötzlich rollte Angriff auf Angriff auf das FC-Tor. Die Abwehr der Rot-Schwarzen wackelte bedenklich und leistete sich plötzlich einige eklatante Stockfehler. Nahezu folgerichtig sorgte Harzheim binnen sieben Minuten für den Ausgleich (77. und 84. Minute), bevor Philip Schulz dann noch seinen großen Auftritt hatte.
Damit holte der BSC nach erfolglosen Wochen endlich den ersten Sieg im neuen Jahr und konnte die Abstiegsränge vorerst verlassen. Der 1. FC Wilmersdorf hingegen versäumte es, nach einer bislang starken Rückrunde den nächsten großen Schritt in Richtung Klassenerhalt zu machen.
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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