Ein Paradies für Wildbienen und Co
Auf dem Ökowerk-Gelände herrschen beste Bedingungen für rund 100 Bienenarten
Am 20. Mai ist Weltbienentag. Ein Grund für einen Besuch des Naturschutzzentrums Ökowerk im Grunewald. Denn dort finden Wildbienen – und nicht nur die – die besten Bedingungen. Das riesige Gelände am Teufelssee ist geradezu ein Paradies für Wildbienen und Co.
An die 100 Wildbienenarten tummeln sich auf dem Gelände. Darunter wurden 27 Rote-Liste-Arten entdeckt. Das hat ein umfangreiches Gutachten über Hautflügler ergeben, zu denen auch die Wildbienen gehören. „Die Wildbienen finden hier einen idealen Lebensraum vor“, erklärt Bettina Schrag vom Team des Ökowerks. Sie berät als Expertin zu Bienen, Wespen und Hornissen und ist stolz auf die Vielfalt auf dem Gelände des Vereins. Die Mitarbeiter kümmern sich darum, dass die Insekten ein reich gedecktes Buffett vorfinden. Zum Beispiel im Biogarten, an den Trockenpflanzen auf den Gründächern und den Hochstauden an den Teichen.
Das sei auch die Voraussetzung für ein artenreiches Bienenvorkommen. „Keine Biene ohne Futter“, fasst es Umweltpädagogin Karin Drong kurz und knapp zusammen. Wildblumen gehören ihrer Meinung nach in jeden Garten und auch im öffentlichen Raum sollte den oft unscheinbaren Pflanzen, Kräutern und Gräsern eine Chance eingeräumt werden. Denn das sind die Nahrungsquellen der Wildbienen. Manche Bienenarten sind sogar auf besondere Pflanzen spezialisiert und sammeln Blütenpollen nur an ganz bestimmten Pflanzen. Im Ökowerk gibt es 19 solche Arten. Darunter ist beispielsweise die Mauerbiene, die sich bevorzugt an der Natterkopf-Pflanze labt oder die Zaunrüben-Sandbiene, die sich vom Pollen der Zaunrübe ernährt. Ein breites Nahrungsangebot ist also wichtig. Dabei sollte besonders auf regionale Wildblumen, die auf mageren Böden wachsen, Wert gelegt werden. Das Ökowerk bietet dafür die Samenmischung aus mehrjährigen heimischen Wildblumen an.
Nisthilfen selber bauen
Ebenso wichtig wie ein vielfältiges Nahrungsangebot sind Nisthilfen für Wildbienen. „Die können in jedem Garten oder auch auf Balkon und Terrasse ohne großen Aufwand angelegt werden“, sagt Bettina Schrag. Das Ökowerk bietet dazu Bausätze für Nisthilfen an, die modulartig zu großen Wänden zusammengefügt werden können. Darüber hinaus gibt es auf dem Gelände des Ökowerkes jede Menge Anregungen für die unterschiedlichsten Nistplätze. Das ist beispielsweise die Lehmbrotwand am Biogarten des Ökowerks. Die etwa ein mal zwei Meter große Mauer besteht aus hunderten „Broten“, die aus Lehm geformt und übereinander gestapelt wurden, oder eine große Nistwand mit verschiedenen Materialien wie Lehm und Hartholz. Dort bauen vor allem Mauerbienen ihre Nester. Neu auf dem Gelände ist das Sandarium. Dabei handelt es sich um eine Sandfläche, die verschiedenen Sandbienenarten Lebensraum bietet. „Wir hoffen, dass hier bald viele Sandbienen nisten werden“, sagt Bettina Schrag.
Die Wildbienen erobern sich ihren Lebensraum aber auch ganz willkürlich. In einem Haufen mit Lehm, der eigentlich zum Bauen verwendet wird, haben sich Lössbienenarten eingenistet. „Das ist etwas Besonderes, weil diese Arten zu den wenigen Wildbienen gehören, die Kolonien bilden“, freut sich Schrag über die überraschenden Bewohner. Die meisten Wildbienenarten sind übrigens Solitärbienen. Das heißt, die Weibchen legen einzelne Nester an und versorgen ihre Brut eigenständig. Ihre Nistplätze finden diese Bienenarten in morschem Holz oder in abgestorbenen Stängeln. „In jedem Garten und jeder Grünanlage sollte daher auch immer eine gewisse Unordnung zugelassen werden, um den Insekten Lebensraum zu bieten“, sagt Karin Drong. Das Bewusstsein dafür hätte in den vergangenen Jahr immer mehr zugenommen, schätzt Bettina Schrag ein. „Die Nachfrage nach Angeboten zum Thema Wildbienenschutz im Ökowerk ist groß.“
Normalerweise können Interessierte an Wildbienenführungen durch das Ökowerk oder an Workshops zum Thema Wildbienen teilnehmen. Das ist aufgrund der Corona-Einschränkungen derzeit nicht möglich. „Wir hoffen sehr, dass wir schon bald Schritt für Schritt wieder für Besucher öffnen können“, sagt Schrag.
Infos zum Angebot des Ökowerks und Aktuelles auf www.oekowerk.de.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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