"Der Baumbestand ist uns heilig!"
Bauwert-Pläne für den Hochmeisterplatz stoßen im Umweltausschuss auf Skepsis
Der Projektentwickler Bauwert möchte den Hochmeisterplatz auf Vordermann bringen – auf eigene Kosten. Begeisterung lösten die Pläne bei den Mitgliedern des Umweltausschusses dennoch nicht aus.
Bauwert hat im Norden der 1930 von Gartendirektor Erwin Barth zwischen Nestor- und der Cicerostraße angelegten Grünanlage ein monströses Wohngebäude hochgezogen. Nun soll vor allem der Übergang zwischen dem Gebäude und der großen Wiese im Sinne von Barth hergerichtet werden. Tim Obermann, bei Bauwert Leiter der Projektentwicklung Wohnungsbau, bezifferte die Investition auf 250 000 bis 300 000 Euro, zuzüglich Kosten für einen Brunnen und die dreijährige Anwuchspflege. „Anschließend sollen die Pflegekosten auf die Eigentümergesellschaft umgelegt werden“, erklärte er.
Die Gesellschaft sicherte sich die Dienste der namhaften Gartenarchitektin Gabriella Pape von der Königlichen Gartenakademie und die berichtete dem Gremium, wie sie sich die Aufwertung vorstelle. Die Fläche, die von einem Bauzaun eingefasst ist, soll eine streng geometrische, aber reich bepflanzte Schmuckgartenanlage werden. Im Zentrum könne sie sich eine Brunnenskulptur der Berliner Künstlerin Meret Oppenheim vorstellen, gerahmt von einer halbrunden Sitzbank unter einer von Rosen berankten Pergola, beschrieb Pape.
Eine „emotionale Pufferzone“ zwischen Gebäude und Liegewiese solle entstehen, die zudem in Kombination mit einem breiten Fußweg zwischen Haus und neu gestaltetem Teil die Sackgassen-Situation im Norden des Parks auflöse. Um mehr Licht für die Stauden zu erhalten, würde Pape gerne zwei Eichen, einen Ahorn und eine Birke opfern, bei einer großzügigen Ersatzpflanzung. Zur Steigerung der Aufenthaltsqualität gehöre auch das Auslichten, an manchen Stellen sei der Hochmeisterplatz schlecht einsehbar. „Das verlockt zu Tätigkeiten, die man in so einer Anlage nicht haben möchte“, sagte die Gartengestalterin. Die Beete zwischen der Wiese und dem umlaufenden Weg sollen wieder mit Stauden bepflanzt werden. Die Wiese, einst von Barth als Fläche für sportliche Betätigung gedacht und in den 1970er-Jahren wellig gestaltet, um das Fußballspielen zu verhindern, bliebe unberührt.
Bereits vor der Präsentation hatte Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) angemerkt, der Bezirk stünde dem Vorhaben skeptisch gegenüber. Walter Schläger, Leiter des Grünflächenamts: „Der Baumbestand ist uns heilig, Stichwort Klimawandel. Wir wollen keine Bäume für schöne Stauden verlieren.“ Schläger plädierte für mehr „Arbeit mit dem Raum“ und mit Pflanzen, die auch im Schatten der Bäume wachsen könnten. Der Bezirksverordnete Joachim Fenske (CDU) mutmaßte, die Bäume sollten ohnehin nur gefällt werden, damit die Bewohner des Hauses freie Sicht auf den Park hätten. Das Vorhaben soll nun in den Fraktionen diskutiert werden, anschließend wird es noch einmal auf der Tagesordnung des Ausschusses auftauchen. Bis zur Entscheidung sind dem Projektentwickler die Hände gebunden.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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