Bürgerini fürchtet um Platz und Licht
"Das Monstrum" ist noch gar nicht da, aber die Katastrophe bereits abzusehen. Schon der Anblick des rund 200 Meter langen Bauzauns versetzt Rudolf Paul Harthun und seine Nachbarschaft in Zorn. Wo sie ihre Autos abstellen sollen? Die Anwohner der Seesener Straße wissen es nicht, müssen sich täglich wegen dem vom Baugeschehen vereinnahmten Parkraum um die verbleibenden Plätze balgen. Hunderte Buchten würden fehlen, rechnet Harthun im Namen der Initiative Henriettenplatz vor. Dies sei "eine Freiheitsberaubung der Mobilität" und "Eingriff in den sozialen Frieden."
Natürlich schürt nicht nur die lange Grube Unmut, sondern vor allem das, was hier entstehen soll: ein siebengeschossiger Neubau mit 217 Mietwohnungen und 164 Tiefgaragenplätzen. Der würde nicht nur den Charakter des Kiezes verändern, sondern auch lange Schatten auf ihre Hausfront werfen, wettern die Bürger. Bei der Präsentation des Vorhabens erregte der Investor Aufsehen, indem er einen Hain aus Orangenbäumen ankündigte, der als organischer Schallschutz wirken soll.
Derart idyllische Assoziationen sind den Mitgliedern der Bürgerinitiative Henriettenplatz fremd. Sie nennen das entstehende Gebäude "Prora" und meinen damit den nationalsozialistische Monumentalbau auf der Insel Rügen. Kräuselt sich dort vor den Fenstern wenigstens noch die Ostsee, verheißen die Aussichten in Halensee nicht gerade Erholung.
Die Gleise der Ringbahn, die Autobahn, der Baumarkt. Den Lärm abzuriegeln hat bei dem Projekt hohe Priorität. Im Übrigen werde der Gebäuderiegel die Seesener Straße beruhigen, erklärt Stadtentwicklungsstadtrat Marc Schulte (SPD). Wem jetzt Verkehrskrach entgegenhallt, der hat künftig eine Barriere vor sich. "Es gibt zwar keine Verbesserung beim Licht, aber beim Lärm."
Ansonsten nimmt er das Bedürfnis nach Protestäußerung der Initiative gegen Parkplatzschwund und Verschattung gelassen entgegen. Die Anwohner wollen an jedem ersten Sonnabend im Monat um 14 Uhr vor Ort demonstrieren. "Das ist ihr gutes Recht", meint Schulte.
Und zumindest was die platzraubende Struktur der Baustelle anbelangt, verspricht er rasche Hilfe: "Die Situation wird sich ändern." Entsprechende Gespräche mit den Verantwortlichen habe es schon gegeben. Die Bagger machen sich also dünn. Aber der Neubau wird dadurch freilich nicht schmaler oder flacher.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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