In der City Station speisen Arme in Würde
Abendessen. Klaus Sheia löffelt ein warmes Mahl. Um ihn herum beruhigendes Gemurmel. Am Tresen spricht man über Fußball, später spielt man zusammen Skat, schaut Filme, lauscht einer Lesung. Die Bedienung erfolgt freundlich, prompt und überaus günstig. Sheia löffelt ein Essen, das er sich jenseits der Tür nur schwer leisten könnte. Normalität - und doch keine Selbstverständlichkeit.
Die City Station gibt Menschen wie ihm seit 38 Jahren Halt. Und was es mit dieser Anlaufstelle für Hilfsbedürftige auf sich hat, ist vielen entfallen. "Hier schlug der Pulsschlag der Stadtmission", erinnert Sprecher Dieter Puhl an das erste Angebot der Wohnungslosenhilfe.
"Am Anfang buken charmante Damen Kuchen für Menschen ohne Obdach. Für die war es schön, an der Bürgerlichkeit der Umgebung teilzuhaben", erzählt Puhl. Bald entstand ein soziales Restaurant in oberer Kudamm-Lage. Essen gab es nicht umsonst, aber günstig. Am 30-Cent-Kaffee darf man sich dafür stundenlang laben, während man in kostenlosen Armenküchen sehr bald Platz machen muss für den nächsten Gast.
Was ebenfalls in Vergessenheit geriet: Das Ladenlokal in der Joachim-Friedrich-Straße 46 war Erprobungsort für Hilfsmodelle, die sich bis heute in anderen Liegenschaften der Stadtmission bewähren. Von hier aus ging zum Beispiel der Kältebus auf seine erste Tour.
Eine kostenlose Dusche, Frisier-Service, neu einkleiden - das wissen bemerkenswert viele Frauen zu schätzen. "Sie machen 40 Prozent unserer Gäste aus. Und die Zahl geht weiter hoch", sagt Leiterin Sylvia Richter.
Die Kosten für die Beschäftigung der sieben hauptamtlichen Kollegen trägt zwar der Bezirk. Aber wer ein Essen, das 2,97 Euro kosten müsste, für 2 Euro anbietet, braucht dringend Spenden. Gern genommen werden auch Lebensmittel - damit Klaus Sheia in seiner Suppe ein paar Stücke Fleisch findet. "Heute kam ich zu spät", brummt der Zeitungsverkäufer. "Da war die Haxe schon weg."
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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