Zwei Achsen, zwei Decks, zwei Treppen: BVG testet Doppeldecker-Modell von VDL
Halensee. Wettrüsten der Busriesen: Beim Ringen um einen Großauftrag für die BVG präsentiert nun auch der niederländische Hersteller VDL ein Fahrzeug mit zwei Ebenen. Und schon beim Aufstieg zeigt ein Display, wie viele Plätze im Oberstübchen überhaupt frei sind.
Es ist ein Rein und Raus, ein Auf und Ab. „Fahrgastfluss“ – das Schlüsselwort in der Paradedisziplin des Busbaus. Doppeldecker müssen gleich mehrere Künste beherrschen, versammeln sie doch möglichst viele Menschen auf möglichst wenig Raum. Und inwiefern der neue VDL Citea DLF 114 die Kletterei zwischen den Decks tatsächlich erleichtert, das können Passagiere der BVG ab Herbst zu Protokoll geben. Auf der Linie X34 zwischen Kladow und Bahnhof Zoo nimmt der 11,40 Meter lange Niederländer enge Kurven, schwingt über Bodenwellen und trägt maximal 97 Passagiere möglichst komfortabel ihrem Ziel entgegen.
„Für uns ist wichtig, dass schon im Unterdeck erkennbar wird, wie viele Sitzplätze oben frei sind“, nennt BVG-Chefin Sigrid Nikutta einen Schwerpunkt des Testlaufs. „Auf einem Display an der vorderen Treppe sind sie alle dargestellt. Grün steht für frei, rot für besetzt.“ Fahrgastfluss heißt in dem Fall: Stau im Unterdeck vermeiden. Mehr Anreiz bieten, nach oben zu steigen. Während der im Februar präsentierte Doppeldecker von Scania, ebenfalls als X34 unterwegs, dieses Ziel mit nur einer zentralen Treppe erreichen will, setzt VDL in jeder Hinsicht auf das Doppel-Prinzip: zwei Achsen, zwei Decks, zwei Treppen. Wobei die hintere auf der rechten Seite liegt und direkt zur hinteren Tür führt. Ob das Vorteile bietet? Busfahrer befürchteten bei der Präsentation auf dem Betriebshof Cicerostraße eine Verschärfung des Lichtschranken-Dilemmas, das im Fall der Überfüllung die Abfahrt verzögert. Inwiefern bei dieser Lösung Vorzüge oder Probleme überwiegen, muss die Praxis zeigen.
Klar ist, dass die BVG für ihre bekannten Dreiachser von MAN, zuletzt im Jahre 2004 beschafft, einen kürzeren Nachfolger in großer Stückzahl ordern wird – und die Befragung von Passagieren und Fahrern auf die Order bei Scania oder VDL Einfluss hat. „Wir sind auf der Suche nach dem Doppeldecker der Zukunft“, beschreibt Nikutta diese experimentelle Phase. Auch das Muster unter den Popos soll dabei Gegenstand der Erprobung sein. Unten findet man beim VDL-Prototyp die herkömmliche Musterung, im Oberdeck ein neues, ruhigeres Design. Mehr ins Auge stechen hier allerdings die mit Pfeilen markierten USB-Ladebuchsen. Niemand soll sich mehr darüber beschweren können, dass ihm beim Telefonieren während der Busfahrt der Saft ausgeht. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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