Ein Schiff wird kommen: Reederei Riedel baut Anleger im neugestalteten Park am Nordhafen
Wedding. Von der verwilderten Schmuddelecke zum Wohlfühlpark mit Anlegestelle für Tourischiffe: Die heruntergekommene Grünanlage am Nordhafen wurde komplett neu gemacht. Bezahlt hat den öffentlichen Park Deutschlands größtes Pharmaunternehmen Bayer.
Geschwungene Wege, gepflegte Rasenflächen und Rabatten, drei lange Landschafts-treppen zum Ufer, Bänke und 40 Meter breite Sitzlinien aus Granit: Der kleine Parkstreifen am nördlichen Nordhafenbecken ist wieder ein Wohlfühlort. Die Anlage aus den 1950er-Jahren wurde nach Plänen der Landschaftsarchitekten vom Büro Relais komplett überarbeitet.
War das zugewachsene Ufer früher eher ein Ort für für Drogenjunkies und Prostituierte vom Straßenstrich, spazieren heute wieder Leute am Ufer, Bayer-Mitarbeiter genießen am Wasser ihre Pausen. Die Pillenfabrik hat den neuen Park bezahlt. Dazu hatte sich der Pharma-Riese in einem städtebaulichen Vertrag verpflichtet. Im Gegenzug durfte die Bayer Pharma AG die zwölf Meter breite Straße Am Nordhafen zwischen Fenn- und Sellerstraße kaufen. Sie ist verschwunden und heute Teil des neuen Parks. Obwohl Privatgelände, bleiben die Flächen öffentliche Grünanlage.
Die Parkgestaltung ist Teil des Bayer-Masterplans. Der Konzern will sein 18 Hektar großes Gelände zwischen Nordhafen, Sellerstraße, Müllerstraße und Bahntrasse zu einem attraktiven Pharma-Campus entwickeln. Am Nordhafen sind auf dem Werksgelände ein 80 Meter hoher Büroturm und drei weitere Gebäude für Mitarbeiterrestaurant und Konferenzzentrum geplant. Die Pläne liegen derzeit auf Eis. Die neue Grünanlage auf zum Teil jetzt privatisiertem Grund ist Teil der Bayer-Vision, den Pharma-Campus zu öffnen.
Auf dem gegenüberliegenden Südufer an der Heidestraße werden derzeit ebenfalls die Grünflächen gestaltet. Auch diese Pläne stammen vom Büro Relais, so dass die grünen Uferbereiche mit den Freitreppen ein einheitliches Bild erhalten.
In spätestens zwei Jahren starten vom Nordhafen regelmäßig Touristenschiffe zu Sightseeing-Fahrten in die City. Lutz Freise, Chef von Berlins zweigrößter Reederei, der Reederei Riedel, hat dafür seinen alten Schiffsanleger für 50 000 Euro komplett neu gebaut, so dass seine bis zu 48 Meter langen Schiffe dort halten können. Der alte Anleger wurde in den vergangenen Jahren lediglich sporadisch für Charterfahrten genutzt. „Wir wollen hier demnächst Linienfahrten anbieten“, so Freise. Er glaubt, dass es mit den Tausenden Wohnungen, die in der neuen Europacity entlang der Heidestraße entstehen, und in den vielen Neubauten auf der anderen Seite und entlang der Boyenstraße genügend Interessenten gibt. Der Nordhafen ist zudem gut mit U- und S-Bahn zu erreichen.
Soeben sind die Stromkästen auf dem neuen Bootssteg aus Cortenstahl installiert worden; eine Voraussetzung, damit die Aussflugsschiffe dort länger liegen können. Freise will den Nordhafen auch als Nachtliegestelle nutzen. Der Chef der Reederei Riedel ist Mitglied der Interessengemeinschaft des Berliner Reederverbandes und setzt sich auch dafür ein, dass die ehemalige Anlegestelle am gegenüberliegenden Südufer, an der der Zoll zu Mauerzeiten Frachtschiffe kontrollierte, wieder für Fahrgastschiffe genutzt wird. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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