Schafe als Nachbarn
Fünf Beiträge für Pilotprojekt „Kunst im Stadtraum am Hansaplatz" ausgewählt
Tiere in der Stadt? In Berlin sind Wildschwein, Fuchs, Waschbär und Co. ja nichts Ungewöhnliches. Aber Schafe so mittenmang dann vielleicht doch.
Es wird sicherlich ein Spektakel sein, wenn im September 200 blökende wollige Vierbeiner vom Großen Stern zum Hansaplatz laufen. „Nachbarn auf Zeit“ hat die Künstlerin Folke Köbberling ihr Vorhaben genannt. Gemeinsam mit vier anderen wurde es für das Pilotprojekt „Kunst im Stadtraum am Hansaplatz“ ausgewählt.
Eine kleine Schafherde aus fünf Tieren wird anschließend vier Wochen lang auf den Rasenflächen am Hansaplatz leben. Anwohner versorgen die Schafe unter Anleitung eines Schäfers. Was mit der Wolle der Tiere geschieht, darüber sollen die Menschen im Hansaviertel diskutieren, meint Folke Köbberling.
Das Projekt „Kunst im Stadtraum“, initiiert vom Beratungsausschuss Kunst der Senatskulturverwaltung und mit 100 000 Euro finanziert, soll den Hansaplatz aufwerten, einen Platz, der bis dato eher mit Verwahrlosung assoziiert wird: heruntergekommene Bauten, Obdachlose, Alkoholiker, Kriminalität, Müll. Inzwischen wird die Hansa-Bibliothek saniert.
Die Schafe von Folke Köbberling schaffen vorübergehend ein Idyll ebenso wie die am Wasserbecken vor der Bibliothek geplante Installation des Hamburgers Jan Köchermann aus Bergspitze, Höhle, Wasserstelle, Straßenlaterne und Souvenirladen, die ebenfalls vom Preisgericht aus Kunstprofessoren, Künstlern, Landschaftsarchitekten, Politikern und einer Anwohnerin ausgewählt wurde.
Drei weitere künstlerische „Interventionen“ fanden noch das Gefallen der Jury in dem nichtoffenen, einphasigen Kunstwettbewerb, zu dem insgesamt 15 Künstlerinen und Künstler eingeladen waren. Zum einen Ulf Amindes filmische Oper „Deutsche Wohnen – Was singen die Diven“, die ihre Uraufführung am Hansaplatz unter freiem Himmel mit Livemusik, Projektionen, Sängerinnen und Sängern erleben wird. Zum anderen Esra Ersens vier urbildliche Holzskulpturen „Haus“, „Boot“, „Kanzel“ und „Turm“; ihre Installation wird mit Vorträgen verbunden, „die sich mit historischen, sozialen und technischen Epochenwechseln und (Um)Brüchen beschäftigen“, so Mittes Kulturstadträtin Sabine Weißler (Grüne).
„Bringt ein paar Stühle mit“, werden Kristina Leko und David Smithsons den Interessierten zurufen, wenn es darum gehen wird, in Workshops und Veranstaltungen auf den nach draußen übertragenen Grundrissen der Wohnungen des Niemeyer- und des van-den-Broek-Hauses im Hansaviertel, einer Bodeninstallation, über Ideen für ein gelungenes gemeinschaftliches Miteinander in den beiden Häusern zu diskutieren.
Alle Wettbewerbsbeiträge werden beim dritten Forum des Pilotprojekts am 14. Februar, 18 Uhr, im Gemeindesaal der Kirchengemeinde St. Laurentius am Hansaplatz vorgestellt.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.