Weit länger geschlossen
Grips-Theater bleibt zu und hat einen Online-Spielplan erstellt
In Tippelschritten geht es in Richtung Normalität. Nach dem jüngsten Beschluss von Bund und Ländern haben seit 20. April Geschäfte bis 800 Quadratmeter wieder geöffnet. Doch die strengen Beschränkungen sozialer Kontakte bleiben vorerst bis zum 3. Mai bestehen. Das Nachsehen haben weiterhin auch Theater wie das Grips am Hansaplatz. Sie bleiben zu.
Die Leitung des Kinder- und Jugendtheaters im Hansaviertel hat entschieden, das Haus bis zum 11. Mai geschlossen zu halten. Aber dieser Termin wird wohl nicht zu halten sein. „Tatsächlich gehen die Theater Berlins von einer weit längeren Schließung aus“, sagt Anja Kraus. „Kultur wird sehr wahrscheinlich einer der letzten Bereiche des öffentlichen Lebens sein, der wieder geöffnet werden wird.“
Die Grips-Sprecherin könnte mit ihrer Annahme recht haben. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) prophezeit, dass die Abstands- und Hygieneregeln noch lange gelten müssten – bis es einen Impfstoff gebe. Also bis in eineinhalb Jahren, meint Anja Kraus.
Für Berlins Kulturszene und das Grips-Theater sind das düstere Aussichten. Zwar wird die Kulturstätte im Hansaviertel mit öffentlichen Geldern gefördert, aber es fehlen die nicht unbeträchtlichen Einnahmen aus dem Kartenverkauf. Normalerweise finden jedes Jahr 85 000 Besucher den Weg ins Grips am Hansaplatz und in seine Dependance im Podewil. „Mit Kurzarbeit, weiteren Sparmaßnahmen sowie vielen privaten Spenden kann der Betrieb auf Sparflamme erhalten werden“, so Sprecherin Anja Kraus. Der Künstlerische Theaterleiter Philipp Harpain blickt schon weiter in die Zukunft, in die Zeit nach Corona. Es sei wichtig, „die Theater nicht nur kurzfristig über die Krise zu retten, sondern langfristige Programme für den Erhalt und eine nachhaltige Stärkung von Kultur insbesondere für Kinder und Jugendliche zu denken und aufzulegen“.
Bis wieder live gespielt werden kann, hat das Grips-Theater einen Online-Spielplan aufgestellt. Unter https://grips.online gibt es viele Aktionen zum Mitmachen. Es können „geheime Orte“ entdeckt, spielerische Aufgaben gelöst oder Lieder mitgesungen werden. An jedem Freitag ab 18 Uhr streamt das Theater eines seiner Stücke. Man kann sie eine ganze Woche lang kostenlos anschauen. Danach kommt die nächste Inszenierung.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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