Leuchtende Zeitzeugen
Im Buchstabenmuseum hat eine vortreffliche Sammlung alter Schriftzüge ein Zuhause gefunden

Barbara Dechant und Assistentin Catherine-Diana Albert sind begeistert von alten Leuchtbuchstaben und Schriftzügen.  | Foto: Michael Vogt
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„Buchstaben sammle ich schon seit meiner Kindheit“, sagt Barbara Dechant. Das Leuchten in ihren Augen lässt keinen Zweifel zu: Die gebürtige Wienerin und Grafikdesignerin hat ihre Passion gefunden, sie ist Mitbegründerin des Buchstabenmuseums im Hansaviertel.

Ein Rundgang durch die Räume, die im vergangenen Jahr offiziell eröffnet wurden, ist wie das Eintauchen in eine andere Welt. Die fünf S-Bahnbögen, über die in kurzen Abständen Züge donnern, verbreiten eine geheimnisvolle Schatzkammeratmosphäre. Dort lagern Leuchtbuchstaben und Schriftzüge aus vergangenen Jahrzehnten in allen nur erdenklichen Formen, Farben und Größen. „Angefangen hat es 2005 mit einer kleinen privaten Sammlung, die ich noch in meiner Wohnung untergebracht habe“, erinnert sich Barbara Dechant. Sie, die Mitglieder des Museumsvereins und Gleichgesinnte haben viele der seltenen Lettern auf Streifzügen durch die Stadt entdeckt. „Wenn ich durch die Straßen spaziere, blicke ich schon ganz automatisch auf die Fassaden knapp über den Türen – dorthin, wo die meisten Geschäftsschilder hängen“, schmunzelt Barbara Dechant. „Zudem bekommen wir immer wieder Tipps von anderen, Zusendungen sogar aus dem Ausland und zuweilen werden Exponate persönlich vorbeigebracht.“

Einzigartiges Museum

Mit wachsendem Fundus mussten neue Räume her, es folgten Umzüge in die Leipziger Straße, Karl-Liebknecht-Straße und Holzmarktstraße. „Mit den Stadtbahnbögen ist nach so viel Zwischennutzung nun ein Ort gefunden, an dem wir mindestens zehn Jahre bleiben können“, sagt Dechant. Der langfristige Mietvertrag mit der Bahn sei wichtig für die Beantragung von Fördermitteln, so Dechant. Denn das Museum finanziert sich derzeit ausschließlich über Eintrittsgelder, Spenden und die Mitgliedsbeiträge des Vereins. Der umfasst rund 120 Mitglieder von Berlin bis Honolulu – ein Zeichen für die Einzigartigkeit des Museums.

Die Buchstabensammlung beeindrucken durch ihre enorme Farben- und Formenvielfalt.  | Foto: vanishing berlin
  • Die Buchstabensammlung beeindrucken durch ihre enorme Farben- und Formenvielfalt.
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Alle anfallenden Arbeiten wie Transporte, Montagen, Sortierung und Museumsaufsicht werden von rund einem Dutzend Ehrenamtlichen durchgeführt. Sie alle eint eine hartnäckige Sammelleidenschaft und die Liebe zu besonderen Buchstaben. Barbara Dechant: „Im Englischen heißt Buchstabe auch ‚character‘, und das trifft es genau. Jeder unserer mittlerweile fast 2500 Lettern hat eine eigene Seele und eine Geschichte, die sich in der individuellen Patina spiegelt und die wir transparent machen wollen.“ So auch die neuste Errungenschaft – der Schriftzug des ehemaligen Haupt- und jetzigen Ostbahnhofs. Dem Charme neonbestrahlter Worte können sich auch Filmproduktionen nicht entziehen, wie die vielen Anfragen ans Museum zeigen.

Neben der Sammlung und aktuellen Ausstellungen sollen weitere Projekte Besucher anlocken. „Kooperationen mit Schulen sind geplant. Zudem haben wir jüngst eine ganze Glasbläserei geerbt, mit der wir bald Neonschriften selbst herstellen sowie Präsentationen und Workshops anbieten wollen. Dazu ist uns jede fachliche Unterstützung willkommen – genauso wie natürlich weitere Helfer und Sponsoren für die dringend benötigte finanzielle Unterstützung.“

Das Buchstabenmuseum liegt am Rande des Hansaviertels etwas versteckt im Stadtbahnbogen 424. Geöffnet ist donnerstags bis sonntags von 13 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet zwölf, ermäßigt 6,50 Euro. Weitere Informationen gibt es auf www.buchstabenmuseum.de.

Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

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