Junge Katalaninnen interviewen Seniorinnen vom Hansa-Ufer

Cristina, Laura, Paula, Marta und Clara aus Barcelona auf Stippvisite bei Gisela Heise, Herta Kiesow, Ursula Renau, Ingeborg Koske und Gertrud Behnke. | Foto: pv
  • Cristina, Laura, Paula, Marta und Clara aus Barcelona auf Stippvisite bei Gisela Heise, Herta Kiesow, Ursula Renau, Ingeborg Koske und Gertrud Behnke.
  • Foto: pv
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Moabit. Die Nachricht vom Mieterkampf am Hansa-Ufer 5 ist bis nach Katalonien gedrungen. Fünf Schülerinnen des halbstaatlichen Gymnasiums Ipsi in Barcelona besuchten zum Abschluss ihres Schuljahres die streitbaren Seniorinnen.

Eigentlich waren Cristina, Laura, Paula, Marta und Clara im Internet auf der Suche nach noch lebenden Trümmerfrauen, um sie zu interviewen. Die 15-Jährigen hatten das Thema für ihre Abschlussarbeit in Geschichte gewählt. Während des Schuljahres hatten sie sich mit der Rolle Deutschlands während und nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt. „Wir wollten möglichst originale Quellen finden“, erläutert Cristina Torrents.

So stießen die katalanischen Schülerinnen bei ihren Recherchen im Netz auf Presseberichte über die Senioren vom Hansa-Ufer und ihren Widerstand gegen die Sanierung ihres Hauses. Und darin auf den Hinweis, dass unter den streitbaren Damen auch einstige Trümmerfrauen leben. Ein paar Mausklicks weiter und die jungen Katalaninnen fanden die Homepage www.hansa-ufer-5.de und nahmen Kontakt auf. „Cristina, Laura, Paula, Marta und Clara schickten ein Foto von sich, beschrieben ihr Anliegen und stellten per Mail ihre Interviewfragen“, erzählt Eva-Maria Kaes, die die Pressearbeit für die Bewohner des ehemaligen Seniorenwohnhauses macht.

Gertrud Behnke, Gisela Heise, Herta Kiesow, Ingeborg Koske und Ursula Renau, alle zwischen 87 und 97 Jahre alt, standen gerne Rede und Antwort auf die Fragen, ob sie freiwillig oder gezwungenermaßen Trümmerfrauen waren, wie der Arbeitsalltag aussah, was sie bei der Arbeit empfanden und ob ihre Arbeit eine Rolle beim Wiederaufbau Deutschlands gespielt habe.

Ein halbes Jahr später war die Abschlussarbeit in Barcelona fertig und bei ihrer Präsentation ein großer Erfolg. „Die Interviews mit den Damen vom Hansa-Ufer waren der Höhepunkt überhaupt“, so Cristina Torrents. Sie und ihre Mitschülerinnen finden es „wirklich wichtig, dass diese Geschichte immer weiter erzählt wird“. Die Mädchen sind mit ihrem Abschluss-Jahrgang aus Barcelona nach Berlin gekommen. Auf eine halbe Stunde konnten sie auch die Frauen am Hansa-Ufer besuchen. Rasch kamen sie mithilfe junger Dolmetscher, die Eva-Maria Kaes organisiert hatte, miteinander ins Gespräch.

„Ich habe versucht, das Thema Gentrifizierung und Hausbesetzungen in Barcelona ins Spiel zu bringen“, sagt Kaes. Das Zentrum der katalanischen Metropole ist fast „durchgentrifiziert“. Aber die Schülerinnen fanden es viel spannender, bei der persönlichen Begegnung noch einmal von den Erlebnissen am Ende des Krieges zu sprechen. Als Andenken überreichten die Seniorinnen den Mädchen zum Abschied kleine Berliner Plüschbären als Schlüsselanhänger. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 90× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 427× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 398× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 830× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.