Ein Gangsterboss im Prinzessinnenkleid
"Princess" von Karsten Dahlem feiert am Grips-Theater Premiere

Daniel Pohlen spielt den Gangsterboss Ole. Und der hat ein Geheimnis. | Foto:  Grips/David Baltzer
  • Daniel Pohlen spielt den Gangsterboss Ole. Und der hat ein Geheimnis.
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„Princess“ erzählt die Geschichte zweier Außenseiter – berührend und humorvoll. Zu sehen ist das Theaterstück für Menschen ab elf Jahre jetzt auf der Grips-Bühne.

Ole ist der taffste, coolste, stärkste, härteste und krasseste Boss seiner Gangstergang. Einer, der Fußball spielt, Arschbomben liebt, schwächere Kinder schikaniert, sich nie entschuldigt und breitbeinig sitzt. Dann gibt es den Ole, den er geheim hält. Der es liebt, sich schön zu fühlen, der sich gerne schminkt, der in seinem Prinzessinnenkostüm hingebungsvoll singt und begnadet dazu tanzt. Und dann filmt ihn dabei Lu, die selbstbewusste Neue in der Klasse. Jetzt hat Lu den Boss in der Hand und wenn der nicht auffliegen will, wird nun nach ihren Regeln getanzt. Oles sicher geglaubte Welt steht plötzlich Kopf.

Was ist ein typischer Junge? Jemand, der Fußball spielt und blaue Klamotten trägt oder seine Gefühle unterdrückt, weil das männlich ist? Warum irritiert es Eltern und Kinder, in der Klasse einen Jungen zu haben, der es liebt, sich manchmal zu schminken oder der gerne Kleider trägt? Diese Fragen beschäftigten den Schauspieler, Autor und Regisseur Karsten Dahlem. Er machte einen Kurzfilm daraus, der mehrfach ausgezeichnet wurde. Für das Grips-Theater hat Karsten Dahlem eine eigene Bühnenfassung geschrieben. Jetzt feierte „Princess“ dort Premiere.

Ausgangspunkt für „Princess“ war eine Situation, die Karsten Dahlem in der Kita seines Sohnes erlebte. Zu Fasching hatte sich sein Sohn für ein Spiderman-Kostüm entschieden. Sein bester Freund trug ein Prinzessinnenkostüm. Für die beiden Jungs war das kein Thema, für den Vater des Freundes aber schon. Der fragte Karsten Dahlem, was er nur falsch gemacht hätte. „Wir tun immer alle so tolerant und sagen, ja, das ist alles kein Problem“, sagt Dahlem, „aber wenn es dann im eigenen Haus ist, weiß man nicht, wie man dann reagiert.“

Zwischen Karsten Dahlem und dem Grips-Theater funkte es schon bei der Produktion „Das schönste Mädchen der Welt“. Sein Humor, seine Menschenfreundlichkeit und sein Drang, Themen tief zu durchdringen, passen ganz einfach zum Grips. Und auch, dass Karsten Dahlem es liebt, für junge Menschen zu arbeiten, „weil Jugendliche nicht glauben, dass sie schon alles gesehen haben, sie lassen sich auf Experimente ein und entschlüsseln Bilder ganz direkt, ganz unverstellt.“ Ganz so geht er auch an die neue Inszenierung heran, er beschreibt sich selbst als Schauspieler-Regisseur, also als einen, der sich hineindenkt in die Bedürfnisse von Darstellerinnen und Darstellern. Ihm gehe es um das emotionale Erzählen einer Geschichte, das sei für ihn der Kern von Theater. Und: Er findet Auf- und Abgänge auf der Bühne einfach nur langweilig. Deshalb werden alle vier Schauspieler und auch das Musiker-Duo Katrin Mickiewicz und Hans Schlotter immer auf der Bühne sein und sich den Szenen anpassen.

Was die selbstbewusste Lu nun mit den Handyaufnahmen von Ole im Prinzessinnenkostüm vorhat, wird nicht verraten. Dazu ist der Plot der Geschichte einfach zu gut. Nur so viel: Am Ende wird der taffe Ole sehen, was wirklich taff ist. Und dass es gut ist, gängige Rollenbilder zu hinterfragen.

Nächste Aufführungen von „Princess“ sind am 27. Januar ab 16 Uhr und eine Schulpremiere am 29. Januar ab 10 Uhr. Weiter geht es dann im Februar. Der genaue Spielplan steht hier: www.grips-theater.de. Spielort ist das Grips am Hansaplatz, Altonaer Straße 22. Die Karten kosten 14 Euro, ermäßigt acht Euro.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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