Philipp Harpain ist neuer künstlerischer Leiter des Grips-Theaters
Hansaviertel. Seit dem 10. Juli hat das Grips-Theater einen neuen künstlerischen Leiter. Mit sechs Uraufführungen, davon drei im Haus am Hansaplatz, gibt Philipp Harpain seine Visitenkarte ab.
Der gebürtige Kieler Harpain löst Stefan Fischer-Fels und sein Team ab. Auslöser für den Wechsel waren künstlerische Differenzen. Fischer-Fels verlässt Berlin Richtung Düsseldorf. Mit neuen Kollegen will Philipp Harpain zwar auf dem aufbauen, was sein Vorgänger geschaffen hat, dem Kinder- und Jugendtheater aber dennoch eine andere Ausrichtung geben. „Ich möchte das Grips noch mehr öffnen für brisante, aktuelle, auch unbequeme Themen“, sagt der 50-Jährige, der bereits im Alter von 14 Jahren Straßenmusik und Straßentheater gemacht hat. „Ein Museum ist und wird das GRIPS nie werden.“
Nach einer Ausbildung zum Theaterpädagogen in Ulm und Stationen in Neustrelitz und Bremen und seit 1999 am Carrousel-Theater an der Parkaue kam er 2003 ans Grips. Dort baute der leidenschaftliche Theatermann eine theaterpädagogische Abteilung auf. Sie entwickelte Projekte mit Kindern und Jugendlichen. Bundesweit bekannt geworden ist Philipp Harpain durch Kampagnen für junge Flüchtlinge. Projekte wie „Kinderkongress“ oder der Jugendklub „Banda Agita“ wurden mehrfach ausgezeichnet.
Die neuen Stücke, allesamt Auftragswerke, wurden von Künstlern geschrieben, die Harpain frisch ans Grips-Theater geholt hat oder aus dessen Nachwuchsbereich kommen. Mit den Theaterstücken will Philipp Harpain emotional erreichen, „nicht nur über den Kopf“, wie er sagt. „Die Elemente, die es dazu braucht: Ernsthaftigkeit bei der Recherche, Aktualität bei den Themen, ästhetische Vielfalt in der Umsetzung, Musik und Humor.“
Die erste Uraufführung am Hansaplatz am 12. Oktober ist ein politisches Theaterstück nach Motiven des Buchs „Inside IS – 10 Tage im ,Islamischen Staat‘“ von Jürgen Todenhöfer. Autor und Grips-Regisseur Yüksel Yolcu geht der Frage nach, warum gerade junge Europäer dem IS verfallen.
Das Thema sei ihm schon seit Jahren von verschiedenen Seiten angetragen worden, sagt Harpain über „Klickdreck“, so der Arbeitstitel des Stücks von Lesebühnenautorin Kirsten Fuchs, das sich mit Facebook & Co. auseinandersetzt, jedoch von einer unerwarteten Seite: nicht als Lästerei über dauersurfende Jugendliche, sondern als Entlarvung eines „Analphabetismus“ aufseiten der Erwachsenen, wenn es gleichermaßen um Gefahren und Kreativität des Internets geht. Premiere ist am 18. Mai 2017.
Schon am 9. Februar nächsten Jahres hebt sich der Vorhang erstmals für „Laura war hier“ von Milena Baisch. Die Kinderbuchautorin, selbst als Kind eine eifrige Grips-Theatergängerin, schickt die kleine Tochter einer alleinerziehenden Mutter quer durch ein Mietshaus auf der Suche nach der idealen Familie. Dazu schreibt Grips-Gründer Volker Ludwig die Songtexte, Komponisten werden noch gesucht. Zu diesem Projekt sagt Philipp Harpain: „Es war Milena Baischs großer Wunsch, die Stimmung, die sie als Kind hier erlebt hat, selbst mit einem Kinderstück zu erreichen.“ KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.