Schwester Inge ist die Chefin vom Café "Innehalt"
Es ist fast so, wie in anderen Cafés auch. Und doch gibt es Unterschiede. Nicht nur, weil Ehrenamtliche die Gäste bedienen, sondern weil vor allem Schwester Inge dem "Innehalt" eine ganz besondere Atmosphäre gibt. Vor vier Jahren eröffnete sie den kleinen Treffpunkt unweit des Hauptbahnhofs. Entstanden ist ein Raum, in dem jeder Gast willkommen ist. Bei einem Tee oder Kaffee soll er erzählen können: über Ängste und Schwierigkeiten und das Leben überhaupt. Und Fragen stellen - über Gott beispielsweise.
"Der da oben" begleitet die 75-Jährige schon sehr lange. Ganz bewusst entschied sie sich mit 23 Jahren dafür, ihr Leben als Diakonisse zu gestalten. Hingebungsvoll trägt sie auch heute noch die Tracht: ein schlichtes, schwarzes Kleid mit weißem Kragen. Auf der Brust steckt ein auffälliger Button, der ihre Haltung zur Arbeit im Café ausdrückt: Service mit Herz. Dass das keine leeren Worte sind, kann jeder spüren. Inge Kimmerle umarmt die junge Frau, die gerade eintritt, streicht einem anderen Besucher liebevoll über den Arm und lobt die ehrenamtlichen Mitarbeiter.
Sie läuft durch das kleine, gemütliche Café, zieht eine Tischdecke gerade, stellt ein Buch ins Regal zurück und befestigt vorn im Laden ein Preisschild. Ein zufriedenes Lächeln geht über ihr Gesicht und sie sagt: "Es war eine richtige Entscheidung, nach Berlin zu gehen."
Zuvor lebte sie mehr als 30 Jahre in Freiburg und hatte dort ebenfalls ein Geschäft hinterm Bahnhof eröffnet. Genau wie jetzt in Berlin gab es dort gespendete Antiquitäten, Bücher, Karten, Schmuck und Kleider, aber eben auch eine Tasse Kaffee, menschliche Wärme und Lebensberatung. Schwester Inge lernte in den vergangenen Jahren viele Menschen kennen, deren Schicksale sie berührten und denen sie half.
Sei es der junge Mann, der nach Drogenkonsum und Rückschlägen endlich seinen eigenen Weg gefunden hat. Oder die ältere Frau, die plötzlich ihren Mann verlor und nicht mehr weiter wusste. Inge Kimmerle hörte ihnen zu und kümmerte sich. Sie versteht es immer wieder, aus scheinbar ausweglosen Situationen noch etwas Gutes herauszuholen. "Gott gibt mir die Kraft dafür", sagt sie bestimmt. Zum selbst Innehalten bleibt ihr allerdings im Café keine Zeit. Die interessanten Gespräche gehen oft Schlag auf Schlag.
"Wir bewundern, was Schwester Inge hier leistet", sagt Ortrud Wohlwend von der Berliner Stadtmission. Die Hilfsorganisation der evangelischen Kirche betreibt derzeit sechs Läden in der Hauptstadt. Nur im "Innehalt" wird auch Seelsorge angeboten. Alle Erlöse des Cafés fließen in Projekte der Berliner Stadtmission, wie etwa die Kältehilfe und Wohnhilfen.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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