Kakteen gegen geplante Schließung der Bücherei
Weil die Lokalpolitiker die Pflänzchen nicht wollten, landeten sie jetzt im Schulgarten in der Birkenstraße.Auf dem Fensterbrett im Unterrichtsraum des Moabiter Schulgartens sollen die Kakteen aus dem Hansaviertel nicht nur überwintern. Nicola Kluftinger, die für den Verein Moabiter Ratschlag nachmittags die Freizeitangebote in der Birkenstraße organisiert, will das Geschenk in "irgendeiner leicht verständlichen Aktion" auch für die dortigen Interessen nutzen. Denn der Schulgarten ist durch die Sparanstrengungen im Bezirk sogar noch konkreter gefährdet als die Hansabibliothek.
Eigentlich sollten die Gelder schon in diesem Jahr gestrichen werden, ab dem kommenden Jahr scheint eine öffentliche Förderung für das Freizeitangebot immer unwahrscheinlicher.
Damit gäbe es auf dem Gelände ab dem kommenden Jahr nur noch die Bildungsangebote des Schul- und Umweltzentrums Mitte am Vormittag. Nachmittags wären die Türen zu. Die Kakteen, die Tilo Siewer von der Fraktion der Grünen in der BVV kürzlich im Schulgarten vorbeibrachte, sollen also auch hier als Stachel gegen die Sparvorgaben aus dem Bezirksamt verstanden werden. Sie könnten damit zu einem Protestsymbol gegen drohende Kürzungen und Schließungen werden.
Im September hatten die Grünen im Hansaviertel die Aktion "Der Hansakaktus für die SPD" gestartet und Anwohner dazu aufgerufen, Kakteen an einem Stand auf dem Ökomarkt vorbeizubringen, um gegen eine Umnutzung der Hansabibliothek zu protestieren. Die SPD hatte im Frühsommer vorgeschlagen, die Bruno-Lösche-Bibliothek in der Perleberger Straße mit der Hansabibliothek zu einer neuen Zentralbibliothek in der Turmstraße zusammenzulegen. Während der Standort der Lösche-Bibliothek danach komplett aufgegeben werden soll, wäre für die Hansabibliothek eine Nachnutzung zu suchen.
Die Kakteen, die die Grünen eingesammelt haben, wollten sie den Kollegen von der SPD in der September-Sitzung der BVV übergeben. "Aber die haben sie nicht angenommen", sagt Siewer.
Nach längerem Überlegen sei die Fraktion schließlich auf die Idee gekommen, die Pflänzchen an den Schulgarten abzugeben.
"An dem Tag auf dem Ökomarkt wurde schließlich auch deutlich, dass es den Anwohnern nicht allein um die Bibliothek geht", erklärte der Bezirkspolitiker. "Es geht vielmehr um den allgemeinen Fortbestand von Bildungseinrichtungen im Bezirk Mitte."
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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