Obhut für besonders Schutzbedürftige: Stadtmission zeigt das Projekt „Leo“
Moabit. Unter den 3000 Geflüchteten, die jeden Monat Berlin erreichen, befinden sich auch solche, die ein erhöhtes Maß an Fürsorge brauchen. Wie die Berliner Stadtmission mit ihnen umgeht, erfuhren nun die BVV-Ausschüsse für Integration und Gender Mainstreaming vor Ort.
Kinderlachen hallt aus offenen Fenstern. Holzkisten stellen sprießendes Gemüse zur Schau. Eine warme Brise weht durch den Garten. Kurzum: Die Wohnanlage „Leo“ kommt den idyllischen Seiten der modernen Berliner Lebensart recht nahe. Doch für die 120 Bewohner ist das simulierte Kiezgefüge nicht das Ende ihrer beschwerlichen Reise. Und unter den Tausenden Neuankömmlingen nehmen sie eine Sonderrolle ein. Denn einzelne Frauen, Schwangere, Mütter mit Kindern, chronisch Kranke und ähnlich hochbelastete Asylbewerber genießen besonderen Schutzbedarf.
Was die Berliner Stadtmission in der Lerther Straße nahe des Hauptbahnhofs in Sachen Unterbringung leistet, interessiert auch die Flüchtlingsexperten der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf – und führte nun zu einem Ortsbesuch. Dabei zeichnete Sozialarbeiterin Carolin Wildt ein schwieriges Lagebild, ausgelöst durch die Überlastung des verantwortlichen Landesamts für Gesundheit und Soziales (LaGeSo). Wildt spricht von einem Ausnahmezustand, „da Fallberater oftmals weder telefonisch noch per Mail erreichbar sind“.
Dem gegenüber stehen Härtefälle – etwa derjenige eines siebenjährigen Mädchens, das bei der Rückkehr nach Somalia eine Genitalbeschneidung erleiden würde. Wie sich die Mutter auf die Befragung durch die Asylbehörden vorbereiten muss, erklärt ihr nun immerhin eine Psychologin.
Auch die Situation einer georgischen Frau mit schwerer Lungenerkrankung bereitet fortwährend Sorgen – denn sie benötigt täglich maschinelle Zufuhr von Sauerstoff. Keinerlei Fürsorge widerfuhr hingegen einem Bewohner mit pädophilen Absichten – ihn hat die Stadtmission sofort wieder ausquartiert.
Denn die abgeschlossenen Appartements der Wohnanlage „Leo“ sollen Geborgenheit vermitteln und das Gefühl des Ausgeliefertseins beenden. „Es gibt immer zahllose Anfragen. Aber wir sind restlos belegt“, erklärt Wildt. „Was wir brauchen, ist mehr gut ausgebildetes Personal“, erhofft sich Stadtmission-Sprecherin Ortrud Wohlwend weitere Verstärkung.
Dass der Betrieb trotzdem funktioniert, dafür sorgt ein Stamm von 800 ehrenamtlichen Helfern. So veranstaltet ein Fußballfan zum Beispiel sportliche Events. Und ein ARD-Mitarbeiter gibt Heimbewohnern Einführungskurse in die deutsche Sprache. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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