Hilfe statt Verdrängung
Suche nach Lösung für Versorgung der Obdachlosen am Hansaplatz geht weiter

Der verwaiste Hansaplatz in Corona-Zeiten. Sonst sammeln sich hier auch viele Obdachlose.  | Foto: KEN
  • Der verwaiste Hansaplatz in Corona-Zeiten. Sonst sammeln sich hier auch viele Obdachlose.
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Mag die Corona-Krise zurzeit alles andere überdecken, bestehende Probleme verschwinden deshalb nicht. Etwa die Frage, wie ein verträgliches Miteinander von Anwohnern, Gewerbetreibenden und Obdachlosen am Hansaplatz geschaffen werden kann.

Der Verein „Berliner Obdachlosenhilfe“ hat seit Jahren Touren zum Hansaplatz organisiert. Einmal in der Woche verteilten Vereinsaktive auf dem Parkplatz der Einkaufspassage Essen, Kleidung und Schlafsäcke an Bedürftige. 2014 urteilte das damalige Bezirksamt unter seinem SPD-Bürgermeister Christian Hanke: „Dieser Verein widmet sich vor allem Menschen, die die Übernachtungsangebote im Rahmen der Kältehilfe nicht annehmen wollen beziehungsweise von April bis Oktober Menschen, die keine Übernachtungsmöglichkeit haben. Aus fachlicher Sicht ist das Vorbeibringen von warmen Kleidungsstücken, heißen Getränken und Suppen sinnvoll, da das vom Land Berlin finanzierte Hilfsangebot solche Hilfen vor Ort nicht vorsieht.“

Anfang 2017 aber klagten Anwohner über die wachsende Unsicherheit und das Gebaren einer wachsenden Zahl von meist aus Osteuropa stammenden Obdachlosen. Sie ließen sich regelrecht am Hansaplatz nieder, verrichteten dort ihre Notdurft seien aggressiv und belästigten Passanten. Gewerbetreibende verzeichneten Umsatzeinbrüche. So die Wahrnehmung von Bürgern damals. Der Betreiber des Parkplatzes, wo die Essensausgabe stattfand, verbot die Aktion der "Berliner Obdachlosenhilfe".

Kritik: Verein zeige sich unkooperativ

Die Politik reagierte. Linke und Grüne riefen: keine Verdrängungspolitik am Hansaplatz und forderten, nach Möglichkeiten zu suchen, wie der Verein weiterhin wohnungs- und obdachlose Menschen in der Nähe des Hansaplatzes an einem festen Standort regelmäßig versorgen kann. Die Forderung mündete in einen Antrag, der von der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte beschlossen wurde. Das war 2017.

Das Thema köchelte weiter. Jetzt hat Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne), der auch Chef der Abteilung Ordnung im Bezirksamt ist, den Verordneten mitgeteilt, der Bezirk habe auf einen anderen Standplatz gesetzt, um zur Deeskalation auf dem Hansaplatz beizutragen. Leider sei diese Bemühung, so von Dassel, durch die fehlende Bereitschaft der Obdachlosenhilfe zu einem Standortwechsel „behindert“ worden. „Bereits in der Vergangenheit wurden Angebote der Bezirksverwaltung zur Mitwirkung an Problemlösungen weder angenommen noch unterstützt“, so der Bürgermeister in Richtung „Berliner Obdachlosenhilfe“. „Der Träger zeigte sich insgesamt nur wenig kooperativ.“ Bedauerlicherweise hat der Verein auf eine Anfrage der Berliner Woche nicht reagiert.

Auf Bitten von Anwohnern und Anrainern hat das Bezirksamt Ende 2019 den Einsatz eines Platzdienstes erprobt. Das sei „allgemein sehr positiv aufgenommen“ worden, so Stephan von Dassel. Der sozialpsychiatrische Dienst des Bezirksamts ist vor Ort, um den Obdachlosen Hilfe anzubieten.

Da viele obdachlose Menschen aufgrund ihrer seelischen Verfasstheit behördliche Hilfe nicht annehmen, ruft der Bezirkschef alle, die mit Obdachlosen Kontakt haben, dazu auf, für die Annahme staatlicher Unterstützung zu werben und sie auf ihrem Weg ins Hilfssystem zu begleiten.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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