Verein kritisiert nächtliche Öffnung des U-Bahnhofs

Hansaviertel. Nicht 1000 Menschen, wie bisher angenommen, sind in der Stadt obdachlos, sondern 2300 haben kein Dach über dem Kopf. Viele von ihnen suchen sich in der wärmeren Jahreszeit einen Schlafplatz auch unter der Hansabrücke, im Winter im U-Bahnhof am Hansaplatz.

In der kalten Jahreszeit bleibt der U-Bahnhof über Nacht geöffnet. 2003 haben die Berliner Verkehrsbetriebe den U-Bahnhof zum Kältebahnhof erklärt. Es gibt noch zwei weitere in der Stadt: den Bahnhof Schillingstraße unweit des Alexanderplatzes und den Bahnhof Südstern in Kreuzberg. Sie wurden ausgewählt, weil dort "der Wind nicht durchpfeifen kann", sagt die Pressesprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Petra Reetz. "Es ist immer noch sehr ungemütlich und kalt."

Kein angemessener Ort für Menschen in Not, meint der Bürgerverein Hansaviertel zum U-Bahnhof Hansaplatz. Es gebe nicht einmal Toiletten, kritisiert Manfred Wolff. Das Vereinsmitglied sorgt sich aber auch um die BVG-Fahrgäste. Die Situation, die sie unten in der Röhre antreffen, beschreibt Manfred Wolff so: "Es wird geraucht, Alkohol getrunken und uriniert."

"Der U-Bahnhof Hansaplatz als Kältebahnhof ist eine Notlösung, ein Notnagel und keine Notunterkunft mit einem Bett, einer Decke und einer Waschgelegenheit", betont Petra Reetz. "Wir wären über jede andere Lösung froh." Aber es dürfe nicht sein, dass ein Mensch über Nacht erfriere.

Die Situation schönreden will die BVG-Pressesprecherin nicht. Doch Petra Reetz stellt klar: "Unsere Gäste benehmen sich meistens sehr gut." Dem Sicherheitspersonal sei nichts aufgefallen. Pro Nacht campierten durchschnittlich drei Wohnungslose im U-Bahnhof.

Am 1. November ist die Berliner Kältehilfe in ihrer 25. Saison gestartet. Berlinweit sind wieder zwölf Notübernachtungen und 13 Nachtcafés geöffnet. Der Kältebus der Stadtmission und der Wärmebus des Deutschen Roten Kreuzes sind in der Stadt unterwegs, um Menschen anzusprechen, die draußen die Nacht verbringen müssen, und sie auf Wunsch in eine Unterkunft zu bringen. Wird der Winter hart, werden die rund 500 Schlafplätze knapp, die das Land Berlin finanziert. Und auch die 100 Plätze, die in einer Traglufthalle am Innsbrucker Platz in Schöneberg bereitstehen, reichen in diesem Fall wohl nicht aus. Inzwischen machen sich Obdachlose und Flüchtlinge Konkurrenz um einen Platz im Warmen. "Vielleicht bringen die beiden Traglufthallen im Moabiter Poststadion Entlastung", hofft Manfred Wolff vom Bürgerverein Hansaviertel. Dort sollen, so will es Wolff gehört haben, neben Flüchtlingen auch Menschen ohne Obdach unterkommen.

Karen Noetzel / KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 406× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.110× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 771× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.224× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.117× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.