Städtebaulicher Dachschaden: Kritik an Haltestelle vor dem Hauptbahnhof

Unmissverständliche Kritik: Für den Steuerzahlerbund ist die 60 Meter lange Dachkonstruktion nur ein "städtebaulicher Dachschaden". | Foto: KEN
  • Unmissverständliche Kritik: Für den Steuerzahlerbund ist die 60 Meter lange Dachkonstruktion nur ein "städtebaulicher Dachschaden".
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Moabit. Seit einem Jahr gibt es die Straßenbahnlinie zwischen Hauptbahnhof und Warschauer Straße. Während Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) diese Tatsache für den Wahlkampf nutzte, kam vom Bund der Steuerzahler (BdSt) und dem Berlin-Brandenburgischen Bahnkunden-Verband harsche Kritik an der Tramhaltestelle Hauptbahnhof.

Die beiden 60 Meter langen Haltestellenüberdachungen nannte die Wettbewerbsjury 2011 „elegant geschwungen“ und sprach von einem besonderen Raumerlebnis. Der Steuerzahlbund spricht nur von einem „städtebaulichen Dachschaden“. Denn das durchaus spektakuläre, über eine Million Euro teure Betonbauwerk musste kurz nach der Einweihung saniert werden. Hässliche Flecken waren aufgetreten. „Löcher erlaubten tiefe Einblicke auf die Stahlarmierung“, heißt es im neuesten Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes. Die Kosten für die Betonsanierung trägt laut Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) die Baufirma.

Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen hätten weder BVG noch Senat durchgeführt, kritisiert der BdSt. Die BVG wehrt ab. Sie unterliege nur eingeschränkt den Regelungen der Landeshaushaltsordnung. Außerdem habe die Senatsverwaltung den Wettbewerb ausgelobt. An dieser prominenten Stelle vor dem Hauptbahnhof war offensichtlich keine gewöhnliche Haltestelle vorgesehen. Die erforderlichen Mittel erhielt die BVG aus dem Landeshaushalt. „Der Bund der Steuerzahler meint, die 1,03 Millionen Euro, die der Bau an Landesmitteln kostet, hätten auch der Verbesserung des ÖPNV-Angebots in Berlin gut zu Gesicht gestanden“, ist im Schwarzbuch zu lesen.

Noch schärfer formuliert es der Berlin-Brandenburgische Bahnkunden-Verband. Der hatte zur Eröffnung im vergangenen Jahr sogar den Abriss der überdimensionierten Haltestelle gefordert. „Der Aufschrei war groß“, erinnert sich der Landesvorsitzende des Verbandes, Michael Hasse. Sein Verband kritisiert insbesondere, dass zwei Züge dort nicht hintereinander halten können, obwohl sie entgegen der Annahme der Senatsverwaltung und der Verkehrslenkung Berlin im Sekundentakt ankommen. „Die hintere Bahn muss dann, völlig sinnlos, an der Ampel vor der Haltestelle warten“, erläutert Hasse. Hochgerechnet für den gesamten Linienlauf ergebe das mehrere Minuten unnötige Wartezeit und den Einsatz einer weiteren Straßenbahn.

Darüber hinaus ist Verbandschef Michael Hasse unzufrieden mit dem unterirdischen Zu- und Abgang der Haltestelle. Er werde kaum benutzt, sei nicht barrierefrei und verfüge auch über keinen Aufzug. „Wieder eine halbe Berliner Lösung“, schimpft Hasse.

Überhaupt fehle es dem Senat an vorausschauender Infrastruktur- und Verkehrspolitik, meint der Bahnkundenverband. Abzulesen sei das an der projektierten Weiterführung der Straßenbahn bis in die Turms- und Beusselstraße. So lägen die Gleise nicht wie an der Haltestelle Hauptbahnhof 2,80 Meter, sondern nur 2,65 Meter auseinander. „Damit ist wegen dieser einen Stelle auf jeder Linie, die zum Hauptbahnhof fährt, der spätere Einsatz von breiteren Straßenbahnen als heute nicht möglich“, so Michael Hasse. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 863× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 378× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 710× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 784× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 357× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.