380 000 Volt unter den Füßen
50 Hertz baut Kabeltunnel für leistungsfähigere Stromleitung
Von der Rudolf-Wissell-Brücke in Charlottenburg bis zum Umspannwerk in Mitte wird die alte, in der Erde verlegte 380 000 Volt-Stromleitung aus den Siebziger Jahren durch ein leistungsfähigeres Kabelsystem in einem begehbaren Kabeltunnel ersetzt. Von der Baumaßnahme ist auch das Hansaviertel betroffen.
Am S-Bahnhof Tiergarten wird einer von insgesamt vier Zustiegsschächten angelegt. Diese sogenannten Zwischenschächte sind für Bau und Betrieb der künftigen Kabeldiagonale notwendig. Durch Berlins bis 2050 gesetzte Klimaziele und einen höheren Strombedarf angesichts wachsender Elektromobilität muss mehr Strom durch die Hauptstadt fließen. Die Stromtragfähigkeit wird von 1600 auf 2500 Ampere erhöht.
Der Tunnel, durch den die Schlagader der Berliner Stromversorgung führen wird, liegt in bis zu 30 Metern Tiefe. Das Teilstück, das nun neu gebaut werden soll, ist rund sieben Kilometer lang. Es verläuft von der Rudolf-Wissell-Brücke über das Umspannwerk Charlottenburg an der Darwinstraße bis zum Umspannwerk Berlin-Mitte an der Bissingzeile. Bauherrin ist die 50 Hertz Transmission GmbH mit Sitz an der Heidestraße.
Sind die Zustiegsschächte in den Kabeltunnel einmal gebaut, kümmert das niemanden mehr „da oben“, wohl aber deren Bau. Vor einem Jahr hat 50 Hertz Anrainer in Tiergarten über das Vorhaben informiert, den Trassenverlauf und den möglichen Standort des Zwischenschachts erläutert. „Der gewählte Standort an der Klopstockstraße Ecke Straße des 17. Juni gefiel nicht jedem“, sagt Dorit Rößler, bei 50 Hertz zuständig für Genehmigungen, Naturschutz und Öffentlichkeitsbeteiligung.
Die Transmissionsgesellschaft notierte Hinweise der Anwohner und arbeitete sie nach Möglichkeit in die Bauplanung ein. Anwohner sorgten sich um die Art und Weise der Baustelleneinrichtung, um Verkehrsbeeinträchtigungen und Lärmbelästigung während der Bauphase. Gemeinsam mit dem Bezirksamt hat 50 Hertz am S-Bahnhof Tiergarten insgesamt sieben mögliche Standorte für den Zwischenschacht betrachtet. Die Bezirksverwaltung hatte „grundlegende Bedenken“, weil der Bau des Schachts einen Eingriff in den Großen Tiergarten bedeute. „Es ist ein Randbereich des Tiergartens“, so Dorit Rößler von 50 Hertz.
Jetzt beginnt die Ausführungsplanung. Das heißt, es werden letzte planerische Details geklärt und letzte Genehmigungen eingeholt. Das Projekt kann nicht mehr gekippt werden. Nach Einschätzung Dorit Rößlers werden die Planungen Ende 2020 abgeschlossen sein. Danach beginnt der Tunnelbau – an der Rudolf-Wissel-Brücke. Im Hansaviertel wird nicht vor 2021 gebaut. 50 Hertz überlegt, für Anwohner an der Baustelle eine Infobox aufzustellen.
Weitere Informationen zum Projekt finden sich unter www.50hertz.com/Kabeldiagonale.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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