Stadtmission startet „Job-Navigation für Geflüchtete und Unternehmen“
Moabit. „Das mit den Papieren finde ich in Deutschland ziemlich schwierig“, erzählt Melih Al-Akel. Der junge Syrer, 2014 aus Damaskus nach Deutschland gekommen, ist einer der ersten Teilnehmer des neuen Hilfsprojekts der Berliner Stadtmission „Job-Navigation für Geflüchtete und Unternehmen der Berliner Wirtschaft“.
Dass es für Al-Akel mit den leidigen Papieren am Ende funktioniert, dabei hilft Christina Böhrer, eine der vier „Job-Navigatorinnen“. Sie unterstützte den Syrer unter anderem beim Gang auf Ämter, „wo viele zu schnell oder mit Dialekt sprechen“, oder beim Verschicken von Bewerbungen. Nach einer Vorbereitungsphase hat Melih Al-Akel am 1. Februar mit seiner Ausbildung zum Restaurantfachmann begonnen.
Neben Christina Böhrer sind Margita Bach, Beata Rozwadowska und Claudia Talissa am 24. Januar als „Brückenbauerinnen“ zwischen geflüchteten Menschen und der Wirtschaft „in den Ernst des Lebens eingestiegen“. So formulierte es Jost Berchner, Leiter und Erfinder des Projekts, beim Startschuss mit dem stellvertretenden Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin, Christian Wiesenhütter, im Projektbüro in der Seydlitzstraße 22 .
Motivierte Bewerber
Auf Arbeitgeberseite berichtet Julia Voll von ersten Erfahrungen mit dem Projekt. Voll ist Ausbildungsleiterin der Albrechtshof-Hotels, einem Unternehmen der Berliner Stadtmission. „Der Arbeitsmarkt ist da. Wir haben viele motivierte Bewerber“, sagt Julia Voll und erzählt von einem jungen Syrer, der als Fahrer arbeiten soll, dessen syrischer Führerschein aber nicht anerkannt wird. Mithilfe der Job-Navigatorinnen wurde ein Arabisch sprechender Fahrlehrer und -prüfer gesucht und gefunden. „Der junge Mann macht hoffentlich Ende März seinen Führerschein und kann dann ab April bei uns arbeiten.“
Verantwortlich für das Projekt ist die Berliner Stadtmission. Es gebe das Projekt, „weil nach der Willkommenskultur die Willkommensstruktur“ komme, so Stadtmissionsdirektor Joachim Lenz. Integration in Arbeit diene allen, den Flüchtlingen, die so das eigene Selbstwertgefühl stärkten und für ihren Lebensunterhalt selbst sorgen könnten, der Gesellschaft, der Industrie und dem Handwerk. Integration gelinge aber nur gemeinsam, sagte Lenz weiter.
Begleitung und Coaching
Bis 2019 unterstützt die Industrie- und Handelskammer individuelle Begleitung und Coaching von 360 Flüchtlingen mit 490 000 Euro. Das sind 75 Prozent der Kosten. Den Restbetrag übernimmt die Berliner Stadtmission.
Das Programm umfasst zwei Phasen à sechs Wochen. Zunächst werden die Voraussetzungen der Bewerber sorgfältig geprüft. Gegebenenfalls werden sie nachgeschult. Die Bewerber erhalten Informationen unter anderem zum Arbeitsalltag in Deutschland, zu kulturellen Unterschieden, Bewerbungsverfahren und gesetzlichen Regelungen. Es folgt ein Orientierungspraktikum, bei dem die Navigatorinnen die Flüchtlinge und mögliche Arbeitgeber gleichermaßen begleiten und beraten. Im Idealfall steht am Ende der drei Monate ein Arbeits- oder Ausbildungsvertrag.
„Geben wir den Menschen, die zu uns gekommen sind, Gelegenheit zu zeigen, was sie draufhaben“, appelliert Jost Berchner. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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