Kühlgerät nervt Mieter
Jahrelange Beschwerden haben jetzt offenbar Erfolg
Vier Mieter, die über einem Discounter wohnen, sind vom Lärm eines Kühlaggregats genervt. Sie beschweren sich bei Bezirksamt und Firma. Letztere bessert auch nach, doch die Mieter fühlen sich weiter gestört. Jetzt soll die Technik komplett erneuert werden.
Ein sonores Brummen zieht durch das Haus. Mal etwas lauter, dann wieder leiser, aber stets im Dauerton. Das mag am Tag vielleicht auszuhalten sein. Aber nachts bringt das Brummen Larisa Nowak regelmäßig um die Ruhe. „Wenn man im Bett liegt und es draußen still ist, hört man die Geräusche noch deutlicher“, sagt Nowak. „Keiner kann da nachts schlafen.“
Larisa Nowak wohnt mit ihrem Sohn an der Eiswerder Straße 2b, direkt über den Lagerräumen der Lidl-Filiale an der Neuendorfer Straße 30. Eigentlich ganz praktisch, denn zum Einkaufen braucht sie bloß um die Ecke. Das Problem ist das Kühlaggregat einer Klima-Kühlanlage, das seit der Wiedereröffnung der Filiale im Dezember 2015 bis in ihre Wohnung im ersten Stock zu hören ist. Auch Familie Tevs im zweiten Stock und zwei weitere Familien nervt die nächtliche Ruhestörung. „Seit Jahren beschweren wir uns, doch gebessert hat sich nichts“, ärgern sich die Mieter. „Wir wissen keinen Rat mehr.“
Messungen mit unterschiedlichen Ergebnissen
In ihrem Bemühen um eine Lösung haben die Mieter das Bezirksamt, die Deutsche Wohnen als Vermieterin und die Abgeordnete Bettina Domer (SPD) eingeschaltet, Lidl angeschrieben und drei Schallpegelmessungen der Berliner Lärmschutzstelle der Senatsverwaltung durchführen lassen. Bei allen drei spätabendlichen Messungen in der Wohnung von Larisa Nowak ziehen die Gutachter das Fazit „stärkerer“ oder „erheblicher Geräuschbelästigungen“. Auch bei den Tevs wurde gemessen. Die Messprotokolle von Januar und November 2017 sowie von Februar 2018 liegen dieser Zeitung vor.
Trotz dieses anscheinend eindeutigen Ergebnisses ist die Sache kompliziert. Denn ein Gutachten des bezirklichen Umweltamtes kommt zu einem anderen Ergebnis. Auch verweisen die Gutachter der Lärmschutzstelle darauf, zusätzlich eine Terzanalyse durchgeführt zu haben, die tieffrequente Geräusche misst, die nach der Verwaltungsvorschrift TA-Lärm „Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm“ aber nicht zwingend erforderlich ist. Laut Gutachter ist sie jedoch nicht ausgeschlossen, wenn sie wie in diesem Sonderfall sachgerecht erscheint.
Doch der Reihe nach. Das Bezirksamt lässt nach den Mieterbeschwerden im März 2016 eine Schallpegelmessung vornehmen, nach der die zulässigen Grenzwerte der TA Lärm nicht überschritten werden. Dennoch wird die Firma Lidl laut Bezirksamt aufgefordert Lärmminderungsmaßnahmen durchzuführen. Der Discounter reagiert und lässt 2017 die technischen Anlagen überprüfen, vorsorglich Schallbrücken entkoppeln und die Verdichteranlage austauschen.
Laut den Mietern tritt danach jedoch keine spürbare Besserung ein, was die letzte Messung der Lärmschutzstelle von Februar 2018 bestätigt. Dort heißt es zusammengefasst, „dass die erfolgten Maßnahmen offensichtlich eine Veränderung der Geräuschübertragung bewirkt haben, aber eine ausreichende Verbesserung nicht eingetreten ist. Der Beurteilungspegel in der Wohnung der Familie Nowak überschreitet den nächtlichen Immissionsrichtwert erheblich.“
Seitdem haben die geplagten Mieter weder vom Bezirksamt noch vom Discounter etwas gehört. Auf Nachfrage dieser Zeitung berufen sich beide auf interne Gespräche, zu denen sie aber keine Angaben machen wollen. Das Bezirksamt sagt auch nichts dazu, mit welchem Ergebnis das hauseigene Rechtsamt die Erfolgsaussichten ordnungsbehördlicher Maßnahmen gegen Lidl geprüft hat. Diese Prüfung war den Mietern im Oktober 2017 angekündigt worden.
Lidl erneuert die Technik bis Herbst
Lidl wiederum teilt immerhin mit, ein zufriedenstellende Lösung finden zu wollen. „Um die Lärmemissionen von der Filiale zu verringern, planen wir, die Kühlmöbel und die dazugehörige Technik komplett zu erneuern“, informiert Sprecherin Isabel Lehmann. Bis zum Herbst 2018 soll der Einbau erfolgen.
Larisa Nowak und ihre Nachbarn hoffen nun das Beste. Denn die nächtliche Ruhestörung bleibt auch im Alltag der Mieter nicht ohne Konsequenzen. „Der Schlafentzug hat meine Gesundheit angegriffen“, klagt Nowak. Ein sozialmedizinisches Gutachten bescheinigt ihr Konzentrationsstörungen, Schlafdefizit und verminderte Leistungsfähigkeit.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.