Neue Lampen braucht die Stadt: Straßenlaternen der Zukunft auf dem Prüfstand
Spandau. Sie sind keine Augenweide und kosten zu viel Energie: Für 85 sogenannte Quecksilberdampfleuchten in der Altstadt gibt es in Kürze Ersatz. Wie „die Neuen“ aussehen sollen, waren interessierte Spandauer jetzt bei einem Spaziergang gefragt.
Das eine Modell ähnelt einer riesigen Zigarette – und fällt sofort durch. „Furchtbar sieht die aus“, schimpft eine Anwohnerin. „Da kann man gleich Schornsteine aufstellen.“ Baustadtrat Carsten-Michael Röding (CDU) versucht noch, das vernichtende Urteil ein wenig zu relativieren: „Die Geschmäcker sind ja unterschiedlich …“ Doch die „Zigarette“ findet kaum Fans unter den knapp 30 Spandauern, die an diesem Spätnachmittag Ende Oktober einer Einladung des Bezirksamts gefolgt sind.
Sie können bei einem Spaziergang sechs Varianten des neuen Straßenlichts begutachten. Probehalber steht bereits je ein Exemplar in der Carl-Schurz-Straße nahe dem Reformationsplatz. Nun gilt es, einen Favoriten zu finden – per Kreuzchen auf Hand-Zetteln, die alle sechs Modelle abbilden.
„Wir wollen ein Stimmungsbild einfangen“, erklärt Stadtrat Röding und fügt gleich an, worum es geht: „Die neuen Leuchten sollen vernünftig aussehen und vernünftiges Licht spenden.“ Das möchte auch Evelyn Hoffschröer, Leiterin der Abteilung Öffentliche Beleuchtung in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Seit gut einem Jahr berät sie mit Röding und seinen Mitarbeitern darüber, welche Lampen für Spandau infrage kommen. „Laut EU-Richtlinie sind die Bezirke verpflichtet, die Quecksilberdampfleuchten abzuschaffen“, erläutert Hoffschröer. „Sie entsprechen nicht den ökologischen Standards, weshalb sie gar nicht mehr auf den Markt kommen. Moderne Modelle sparen bis zu 50 Prozent an Energie und sind mit LED-Lampen ausgestattet.“
Die Leuchten der Zukunft sollen also hübsch aussehen und ins Stadtbild passen – aber auch ins Budget. Röding: „Wir können nicht etwas ganz Neues anfertigen lassen, das wäre der Senatsverwaltung zu teuer. Also haben wir uns zunächst für sechs hochwertige Standard-Versionen entschieden.“
Ob Schornsteinstil oder klassisches Laternen-Design: Billig sind die Modelle der engeren Wahl auch nicht. 200 bis 300 Euro kostet im Handel die preiswerteste Leuchte, die für die Altstadt vorgesehenen liegen alle bei 800 Euro. Pro Lichtquelle wohlgemerkt, für eine Zwillings-Leuchte – zwei der sechs Alternativen haben zwei Arme – muss das Doppelte her. Hinzu kommen jeweils 500 bis 700 Euro für Ausleger und Mast.
Welche Variante künftig die Altstadt erhellt, wollen Stadtrat und Senatsverwaltung innerhalb der nächsten vier Wochen entscheiden. Im Frühjahr sollen die neuen Laternen stehen. Wenn das Votum der Spandauer eine Rolle spielt, dürfte die „Zigarette“ keine Chance haben. bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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