Sorge um "Wohninfarkt": Anwohner kritisieren Bebauungspläne im Haveleck

Blick über die Havel auf die Westseite der Wasserstadt. | Foto: Ulrike Kiefert
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Haselhorst. Anwohner des Quartiers Wasserstadt-Haveleck haben für eine maßvolle Bebauung plädiert. Über 1000 Unterschriften wurden gesammelt. Den Einwohnerantrag lehnten die Bezirksverordneten jedoch ab.

Zu hoch, zu dicht, zu viele Sozialwohnungen: So lässt sich die Kritik der Bürgerinitiative Spandau-Haveleck zusammenfassen. Um damit auch beim Bezirksamt Gehör zu finden, stellten die Anwohner in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vor der Sommerpause den Antrag für eine maßvolle Bebauung ihres Quartiers Wasserstadt-Haveleck. Rund 1200 Unterschriften sammelte die Bürgerinitiative dafür – mit Erfolg. Der Antrag wurde zugelassen und war damit der erste Einwohnerantrag in einer Spandauer BVV überhaupt.

Konkret forderten die Bewohner der Einfamilienhaussiedlung am Haveleck das Bezirksamt auf, das aktuelle Verfahren zu zwei Bebauungsplänen für das Gebiet zu stoppen und eine überarbeitete Gesamtplanung vorzulegen. Denn: „Es fehlt ein echtes Konzept und eine Bürgerbeteiligung“, erklärte BI-Sprecherin Anja Sabanovic den Bezirksverordneten. So sei etwa im vorigen Jahr der Bebauungsplan für die Nachbargrundstücke geändert worden. Der sah bisher eine lockere Bebauung und weitere Reihenhäuser vor. Nun aber sei im Zuge der Erweiterung der Wasserstadt eine „hohe Dichte an Geschosswohnungsbau ohne Berücksichtigung der bisherigen Bebauung sowie der Wasserlage“ geplant, monieren die Anwohner. Zudem verschärfe der 50-prozentige Anteil an öffentlich geförderten Wohnungen nach Ansicht der BI die ohnehin schwierige Sozialstruktur in Haselhorst. Die BI meint die von der Gewobag geplanten rund 2000 neuen Wohnungen auf der östlichen Seite der Wasserstadt im Haveleck. Landeseigene Wohnungsunternehmen wie die Gewobag sind vom Senat jedoch angehalten, die 50-Prozent-Quote beim Wohnungsneubau zu erfüllen. „Uns geht es nicht um Luxuswohnungen“, versicherte Anja Sabanovic, „sondern um die Mittelschicht“. Die ziehe wegen des Fluglärms und mangelnder Alternativen nämlich lieber ins Umland statt nach Spandau.

Als unzureichend bemängelt die Bürgerinitiative auch die Infrastruktur im Quartier. Weder Tram noch U-Bahn seien geplant. Und auch eine hinreichende Versorgung mit Kita- und Grundschulplätzen stellten die aktuellen Planungen nicht sicher. Vor der Abstimmung appellierte die BI-Sprecherin deshalb eindringlich an die Bezirksverordneten: „Übergehen Sie uns nicht.“

Viel half das allerdings nicht. Die Bezirksverordneten lehnten den Einwohnerantrag mehrheitlich ab. Zwar lobte Ina Bittroff (SPD) als Vorsitzenden des Stadtentwicklungsausschusses und einzige Rednerin zum Tagesordnungspunkt das Engagement der Anwohner für ihr Anliegen. Jedoch habe der Ausschuss bereits „die Weichen richtig gestellt“, als er im Mai dieses Jahres der höheren und dichteren Bebauung einstimmig zugestimmt habe. „Das ist dem wachsenden Wohnungsmarkt geschuldet“, sagte Bittroff. Zudem wies sie daraufhin, dass der Senat die Planungen in der Wasserstadt komplett an sich ziehen könnte, sollte der Bezirk das Verfahren stoppen. „Damit hätte das Bezirksamt nicht mehr den Daumen drauf.“ uk

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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