Zu voll, zu laut, zu eng: Stadtbibliothek in der Altstadt braucht dringend mehr Platz
Jeder dritte Spandauer besucht mindestens drei Mal im Jahr eine Bibliothek im Bezirk. Was erfreulich ist, aber vor allem die zentrale Stadtbibliothek in der Altstadt an ihre Kapazitätsgrenze bringt.
Mit über 1,3 Millionen Ausleihen und knapp 680.000 Besuchern waren Spandaus Zentralbibliothek, vier Stadtteilbibliotheken, die Fahrbibliothek und die einzige Schulbibliothek auch im Vorjahr wieder stark nachgefragt. Zwar schwächelten die Zahlen leicht. Aber Kopfzerbrechen bereitet Heike Schmidt, etwas anderes. „Wir haben unsere Kapazitätsgrenze erreicht“, so die Leiterin des Fachbereichs Bibliothek. „Wenn früher veraltete Ausstattung, der geringe Etat oder fehlendes Personal die großen Sorgen unserer Bibliotheken waren, so wird zunehmend die Raumknappheit zum Problem.“ Vor allem in der Stadtbibliothek beschwerten sich Leser darüber, dass es dort zu voll und zu laut sei und an Arbeitsplätzen mangele.
Weil die Bibliothek die wachsende Nachfrage an Lese- und Arbeitsplätzen nicht mehr befriedigen kann, hatte das Bezirksamt vor zwei Jahren eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die sollte versteckte Potenziale finden und die Nutzung des Hauses optimieren. „Dabei kam heraus, dass das Gebäude grundlegend saniert werden muss und zwar vom Dach bis zum Keller“, sagte Heike Schmidt. Damit explodierten die geschätzten Umbaukosten von drei Millionen auf satte 18 Millionen Euro. Die hat der Bezirk aber nicht. „Wie es jetzt weitergeht, müssen wir mit den Fördermittelgebern klären“, sagte Weiterbildungsstadtrat Gerhard Hanke (CDU). Und es gibt ein weiteres Problem. „Weil es keinen Ersatzstandort für die Zentralbibliothek gibt, müssten wir im laufenden Betrieb sanieren“, so Hanke, „was aber schon wegen der Dachsanierung nicht machbar ist.“
346.000 Euro für Neuanschaffungen 2018
Positive Bilanz zog Heike Schmidt bei der Jahrespressekonferenz aber bei vielen anderen Dingen. So konnte die Stadtbibliothek im Vorjahr umgerechnet 1,35 Euro pro Einwohner in ihren Medienbestand investieren, das war etwas mehr als 2016. Der Berlin weite Durchschnitt liegt bei 1,16 Euro pro Einwohner. In diesem Jahr erhalten die Bibliotheken insgesamt 346.000 Euro für den Kauf neuer Bücher, CDs und anderer Medien aus dem Bezirkshaushalt. 2019 sind es 365.000 Euro. Ebenfalls erfreulich: Der Ausbau der digitalen Angebote schreitet voran, vor allem bei den E-Books und E-Papers. Seit 2017 ist in den Bibliotheken auch der „Spiegel“ als digitale Ausgabe erhältlich. Auch das neue Angebot an Tablets und Notebooks haben die Leser gut angenommen, so Heike Schmidt. Sie wurden im letzten Jahr 852 Mal ausgeliehen.
Mit ihren über 4400 Veranstaltungen, Schulungsangeboten, der Heimausleihe und Leseförderung für Kinder und Jugendliche engagierte sich die Stadtbibliothek auch 2017 wieder auf hohem Niveau.
Bedauerlich findet die Bibliotheken-Chefin, dass das Projekt „OpenLibrary“ noch immer nicht in Spandau realisiert werden konnte. Mit Öffnungszeiten auch am Wochenende – notfalls nur mit Wachschutz – wollte man eigentlich in Kladow starten. Doch der Personalrat im Rathaus hatte seine Zweifel. „Wir werden aber dranbleiben“, so Heike Schmidt.
Weitere Pläne: Neue Räume für die Stadtteilbibliothek Heerstraße im geplanten Neubau des „Bildungs- und Gesundheitszentrums“ in Staaken sowie ein neuer Bibliotheksstandort in Siemensstadt.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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