Die Verbindung riss nie ab: Gedenktafel für die Familie Sternberg
Spandau. Schon im November 2014 war der Abschnitt des Lindenufers zwischen Juliusturmbrücke und Dischingerbrücke in Sternbergpromenade umbenannt worden. Jetzt informiert eine Gedenktafel ausführlich über die Geschichte der Familie Sternberg.
Eine Werbeanzeige aus dem Jahr 1927 sagt eigentlich schon alles: „Mit der Heimat eng verbunden!“ stand damals neben den Ansichten des Kaufhauses Sternberg am Markt in der Altstadt und zur Fischerstraße. Da hatte der Textilkaufmann Julius Sternberg sein Geschäft in dem Gebäude, in dem sich heute die Berliner Sparkasse befindet, deutlich erweitert.
Dort sorgten nicht nur mehr als 100 Angestellte dafür, dass Kunden im „Haus der guten Qualität“, so nannte Sternberg sein Geschäft auch, immer fündig wurden. Zur Erweiterung zeigte der Geschäftsmann Spandauer Heimatbilder. Schließlich war die Familie seit 1841 in der Zitadellenstadt ansässig, und sie blieb ihr so sehr verbunden, dass sogar der Völkermord der Nationalsozialisten diese Verbindung nicht zerstören konnte.
1938 gelang der Familie noch die Flucht über London nach Kolumbien, doch mehrere Verwandte wurden im Zuge der Judenverfolgung ermordet. 1950 kehrte die Familie nach Spandau zurück, und insbesondere Hans Sternberg, der 1925 geborene Sohn von Julius Sternberg, beteiligte sich intensiv an der Aufarbeitung nicht nur seiner Familiengeschichte, sondern auch der jüdischen Geschichte Spandaus. 1980 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Das Buch „Die Familie Sternberg“ ist noch heute über die Heimatkundliche Vereinigung Spandau (www.geschichte-spandau.de) für zwölf Euro erhältlich.
Zur Enthüllung der Gedenktafel gab der Historiker Dr. Manfred Wichmann nicht nur einen Überblick über die Geschichte der Familie Sternberg, die mit ihrem Engagement in der jüdischen Gemeinde wesentlichen Anteil am sozialen und kulturellen Leben Spandaus nahm. Er erwähnte auch, dass noch Jahre nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten Julius Sternberg, der im Ersten Weltkrieg als deutscher Soldat mehrere Auszeichnungen, darunter das Eiserne Kreuz, erhalten hatte, eine Urkunde vom „Führer“ Adolf Hitler erhielt, mit dem dieser Sternbergs militärische Verdienste lobte. Doch solche Auszeichnungen schützten eben nicht vor dem Rassenwahn.
Bürgermeister Helmut Kleebank (SPD) schilderte zu Beginn, dass die Etablierung des Namens Sternberg im Spandauer Straßenbild nicht einfach war. Schließlich sollen laut einem Beschluss der Bezirksverordneten neue Straßen ausschließlich nach Frauen benannt werden. Mit der Sternbergpromenade wird nun die gesamte Familie gewürdigt, deren Verbindung zu Spandau laut Hans Sternberg nie abriss. CS
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.